Medizin Sportler schlagen der Demenz ein Schnippchen

Berlin · Wer sich fit hält, erkrankt seltener an Alzheimer. Aber auch Demenzpatienten profitieren von körperlicher Aktivität.

 Wer regelmäßig sportlich aktiv ist, vermindert damit erheblich das Risiko für eine Alzheimer-Demenz.

Wer regelmäßig sportlich aktiv ist, vermindert damit erheblich das Risiko für eine Alzheimer-Demenz.

Foto: dpa-tmn/Tobias Hase

(np) Wer Sport treibt, senkt damit sein Risiko für eine Demenz. Doch Alzheimerpatienten können durch körperliche Aktivität die Entwicklung der Krankheit beeinflussen, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Eine Untersuchung der Uni Leipzig zeige, dass Menschen, die auf Sport verzichten, damit ihr Alzheimer-Risiko um ein Fünftel erhöhen. Als weitere Risikofaktoren gelten neben dem Alter das Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, Fettleibigkeit und erhöhte Blutfettwerte. Aber auch Depressionen und soziale Isolation spielen eine Rolle, ergab eine Untersuchung des University College London.

Wie Sport Alzheimer verhindern oder zumindest bremsen kann, haben auch brasilianische Biochemiker untersucht, berichtet die Gesellschaft für Neurologie. Sie hätten herausgefunden, dass bei körperlicher Belastung der Botenstoff Irisin aus den Muskeln über den Blutkreislauf ins Gehirn transportiert werde. Aus Tierexperimenten sei bekannt, dass dieser Botenstoff im Gehirn für Prozesse des Lernens und Erinnerns wichtig ist.

Bei Alzheimer-Patienten sei die Konzentration dieses Botenstoffs im Hippocampus, der Gedächtniszentrale des Gehirns, reduziert. Zwar stehe der wissenschaftliche Beweis noch aus, dass es dieser Botenstoff ist, der einer Alzheimer-Demenz entgegenwirkt, doch gebe es mehrere Untersuchungen, die beweisen, dass Sport gut fürs Gedächtnis sei, erklärt der Neurologe Professor Richard Dodel von der Uni Essen.

Dass Sport die geistige Leistung Älterer verbessert, habe auch die von der EU geförderte Studie Denksport gezeigt, bei der 250 ältere Menschen, die sich im Frühstadium der Erkrankung befanden, ein Jahr lang ein Sportprogramm absolvierten, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Sport könne offenbar nicht nur den Verlauf der Erkrankung bremsen. Binnen eines Jahres hätten sich die kognitiven Leistungen der Teilnehmer der Denksport-Studie verbessert.

Auch wenn noch nicht in allen Details bekannt sei, wie Sport auf das Gehirn wirke, seien die positiven Effekte so klar, „dass wir jedem empfehlen, körperlich aktiv zu sein“, erklärt Richard Dodel. Deutschlandweit leiden etwa 1,6 Millionen Menschen an einer Demenz, meist Alzheimer. Im Alter bis zu 70 Jahren gelten bis zu fünf Prozent als betroffen. Bei den bis 75-Jährigen beträgt die Quote bis zu zehn Prozent bei den bis 80-Jährigen 20 Prozent.

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