Klima Vulkane beeinflussen das Klima stärker als gedacht

Kiel · Schwefelgase, die bei Ausbrüchen in die Stratosphäre gelangen, sorgen für eine Abkühlung, berichten Kieler Forscher.

 Dieses Foto eines Vulkanausbruchs gelang Astronauten der Internationalen Raumstation im Jahr 2009. Es zeigt die Eruption des 1500 Meter hohen Sarytschew, der zu den Kurilen-Inseln im Nordosten Japans gehört.

Dieses Foto eines Vulkanausbruchs gelang Astronauten der Internationalen Raumstation im Jahr 2009. Es zeigt die Eruption des 1500 Meter hohen Sarytschew, der zu den Kurilen-Inseln im Nordosten Japans gehört.

Foto: nasa

(np) Vulkanausbrüche können gewaltige Auswirkungen auf das Weltklima haben. Das zeigt zum Beispiel die Explosion des Tabora in Indonesien im April des Jahres 1815. Die von der Eruption ausgeworfene Aschewolke verteilte sich in der Atmosphäre um den gesamten Erdball und führte 1816 zu einem Jahr ohne Sommer und Hungersnöten. Auch der Ausbruch des Vulkans Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991 hatte erhebliche Folgen für das Klima und senkte die globale Durchschnittstemperatur um etwa 0,5 Grad, berichtet das Kieler Institut für Ozeanforschung Geomar.

Bisher ging die Wissenschaft allerdings davon aus, dass nur Vulkanausbrüche in den Tropen solch schwerwiegende Einflüsse auf das Weltklima entwickeln können. Doch daran melden die Forscher des Kieler Helmholtz-Zentrums nun erhebliche Zweifel an. Tatsächlich seien bei einem großen Vulkanausbruch die Folgen fürs Klima der jeweiligen Erdhalbkugel sogar stärker, sagt Matthew Toohey vom Geomar-Zentrum.

Für den Kühleffekt eines Vulkanausbruchs sorgen Schwefelgase, die bis in die Stratosphäre gelangen. Diese Atmosphärenschicht beginnt in etwa 15 Kilometern Höhe. Dort bilden die Gase einen Schleier, der sich in dieser Höhe jahrelang halten kann. Die sogenannten Aerosole reflektieren dort einen Teil der Sonnenstrahlung, und deshalb wird es kühler. Bisher sei angenommen worden, dass sich Aerosole, die aus Vulkanausbrüchen in den Tropen stammen, in der Stratosphäre länger halten können. Doch das bezweifeln die Geomar-Forscher. Sie verglichen Schwefelkonzentrationen der Atmosphäre mit aus Baumringen zurückgerechneten Werten der Sommertemperaturen bis zurück ins Jahr 750. Das Ergebnis zeige, dass sich Schwefelgase, falls sie ausreichend hoch aufsteigen, in der Atmosphäre über der jeweiligen Erdhalbkugel konzentrieren können. Erreichten die Gase dabei Höhen wie bei den großen tropischen Eruptionen, sei ihre Klimawirkung auch identisch.

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