Geld Viele Paare schummeln beim Gehalt der Frau

Berlin/Mannheim · Wenn Frauen mehr verdienen als ihr Mann, versuchen die Ehepartner das häufig gezielt zu verheimlichen.

 Bei Umfragen zum Gehalt wird offenbar systematisch geschummelt, zeigt eine Studie deutscher und Schweizer Forscher.

Bei Umfragen zum Gehalt wird offenbar systematisch geschummelt, zeigt eine Studie deutscher und Schweizer Forscher.

Foto: picture-alliance/ dpa/Frank Kleefeldt

(np) Bei Umfragen zum Einkommen von Paaren wird häufig geschummelt, berichten Wissenschaftler des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim und der Universität Basel. Beide Partner gäben überdurchschnittlich häufig zu Protokoll, dass die Frau etwas weniger verdiene als ihr Partner, auch wenn die Frau in Wirklichkeit mehr verdiene als der Mann. Die Wissenschaftler verglichen Einkommensangaben einer Schweizer Umfrage mit Angaben aus der amtlichen Statistik. Sie werteten dabei Angaben zu beinahe 3100 Paaren aus.

Falsche Zahlen seien  von beiden Partnern genannt worden. Da dabei der Einkommensanteil der Frau systematisch unter 50 Prozent des Gesamteinkommens gedrückt worden sei, schließen die Forscher daraus, dass sich in diesen Antworten die traditionelle gesellschaftliche Norm spiegelt, der zufolge der Mann der Ernährer und Hauptverdiener in der Ehe zu sein hat.

Die falschen Angaben stammten meist von Paaren, „bei denen die Frau mehr verdient, obwohl der Mann höher oder gleich gebildet ist“, sagt Michaela Slotwinski vom ZEW. „Das liegt möglicherweise daran, dass es die männliche Identität bedroht, einzugestehen, dass die Frau mehr verdient, obwohl sie nicht gebildeter ist als der Mann.“ Auch wenn eine Frau einen höheren Verdienst bei kürzerer Arbeitszeit erziele, seien diese Falschangaben häufiger vorgekommen.

Die Forscher der Universität Basel und des ZEW kommen zum Ergebnis, dass die Schummeleien beim Gehalt „zu einer systematischen Unterschätzung der Einkommen von Frauen und einer Überschätzung der Einkommen von Männern“ geführt haben. Das könne so weit gehen, dass die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede in der Statistik größer erscheinen, als sie es in der Realität sind. Lege man die Auswertung dieser Umfrage zugrunde, werde der tatsächliche Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen um etwa ein Zehntel überschätzt, lautet ihre Schlussfolgerung.

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