Riesenwelle Forscher finden Spuren eines Riesen-Tsunamis

Bonn · (np) Bis zu sechs Meter hoch waren die Wellen eines Tsunamis, die nach einem Erdbeben Weihnachten 2004 in den Anrainerstaaten des Indischen Ozeans viele tausend Menschen töteten.

Doch nach Berichten von Geoforschern der Universität Bonn waren diese Überschwemmungen im Vergleich zu einer Katastrophe, die sich vor einem Jahrtausend an den Küsten der Arabischen Halbinsel abgespielt haben muss, ein Sturm im Wasserglas. Bei diesem Tsunami schwemmten 15 Meter hohe Wellen Felsbrocken von 100 Tonnen Gewicht fort, erklären Wissenschaftler der Universitäten Bonn, Jena, Freiburg und der RWTH Aachen. Sie untersuchten Auswirkungen dieser Flut im heutigen Sultanat Oman und plädieren jetzt für die Einrichtung eines Frühwarnsystems in der Region. Doch selbst moderne Technik verschaffe Küstenbewohnern, sollte sich eine vergleichbare Katastrophe wiederholen, maximal 30 Minuten Zeit, sich in Sicherheit zu bringen, denn ein Tsunami kann sich mit der Geschwindigkeit eines Verkehrsflugzeuges übers Meer bewegen.

Oman liegt im Osten der Arabischen Halbinsel. Die Küsten des Sultanats werden immer wieder von Tsunamis heimgesucht, zuletzt im Jahr 2013. Die Wissenschaftler konzentrierten sich auf einen 200 Kilometer langen Küstenstreifen im Nordosten Omans. „Wir haben dort 41 große Felsbrocken identifiziert, die augenscheinlich von der Wucht des Wassers ins Landesinnere getragen wurden“, erklärt Gösta Hoffmann von der Universität Bonn.

Einige der Gesteinsblöcke seien vermutlich aus dem Gestein gesprengt worden, als der Tsunami Teile der Klippen zertrümmerte. Mitunter fanden die Wissenschaftler sogar heraus, wo die Brocken aus den Klippen herausgebrochen waren. Sie enthielten dann Reste von Meeresorganismen, die an Land nicht überleben können. Aus ihnen ließ sich der Zeitpunkt rekonstruieren, zu dem der Tsunami auf Land traf. Aus diesen und anderen Messungen ergab sich schließlich ein Alter von etwa 1000 Jahren, sagt Hoffmann.

Im Arabischen Meer stoßen die arabische und eurasische Kontinentalplatte aufeinander. Sie bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von etwa vier Zentimetern pro Jahr aufeinander zu, dabei gleitet die eine Platte unter die andere. Wenn sich beide dabei verhaken, können extreme Spannungen entstehen. Sie wachsen im Lauf von Jahrzehnten, bis sie sich plötzlich mit einem Schlag entladen und im Ozean riesige und extrem zerstörerische Wellen erzeugen. „Bislang war unklar, welches Ausmaß solche Verhakungen zwischen der arabischen und eurasischen Platte haben können“, sagt Hoffmann.

Die aktuelle Analyse spreche jedoch nun dafür, dass sich diese Spannungen sehr großflächig aufbauen und entladen können. „Daher ist es außerordentlich wichtig, dass ein Tsunami-Frühwarnsystem für diese Region etabliert wird“, erklärt der Geologe der Bonner Hochschule. Selbst ein kleinerer Tsunami hätte heute verheerende Folgen an den Küsten, weil ein Großteil der Infrastruktur des Sultanat Oman am Wasser steht – etwa Ölraffinerien oder Meerwasser-Entsalzungsanlagen.

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