Bundesland-Vergleich Wo Männer und Frauen in Deutschland die meiste Rente bekommen

Serie | Saarbrücken · Die Unterschiede zwischen den Regionen und Geschlechtern sind groß: Die Renteninformation sagt, was Bürger im Alter erwartet. Aber sie ist nicht an die hohe Inflation angepasst. 2023 droht eine reale Senkung.

Rente: Wo Männer und Frauen in Deutschland das meiste Geld bekommen​
Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

2022 war ein gutes Jahr für Seniorinnen und Senioren: Am 1. Juli stiegen die Renten im Westen um 5,35 Prozent und im Osten um 6,12 Prozent. Im Jahr zuvor hatte es wegen der Corona-Krise noch eine Nullrunde gegeben. Doch die Unterschiede zwischen Regionen und Geschlechtern sind groß, wie Zahlen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) zeigen. Und nun setzt die Inflation auch Ältere unter Druck.

Wo gibt es die höchste Rente für Männer?

Bei den Männern liegt Nordrhein-Westfalen vorne: Hier erhält ein Mann monatlich im Schnitt 1752 Euro brutto als gesetzliche Altersrente. Es machen sich die gut bezahlten Arbeitsplätze in der Chemie-, Energie- und Stahlindustrie an Rhein und Ruhr bemerkbar.

Je höher der Lohn war, desto größer fielen die Beiträge zur Rentenversicherung aus, das zahlt sich nun aus. Mehr als 1700 Euro haben im Schnitt auch die Rentner im Saarland und in Baden-Württemberg, wo die Autoindustrie eine große Rolle spielt. Die geringste Rente erhalten Männer in Mecklenburg-Vorpommern (1457 Euro).

Wo gibt es die höchste Rente für Frauen?

Bei Frauen liegt Ost-Berlin ganz vorne. Die durchschnittliche Monatsrente beträgt hier 1413 Euro, auch in Brandenburg gibt es mit 1287 Euro überdurchschnittlich viel. In der früheren DDR haben Frauen oft voll gearbeitet und kaum wegen der Kinder ausgesetzt, was sich positiv auf die Rente auswirkt. Im Westen erhalten Frauen in Hamburg überdurchschnittlich viel (1316 Euro). Frauen in NRW bekommen im Schnitt monatlich 1242 Euro. Viele Frauen haben früher weniger als Männer verdient und setzten wegen der Kindererziehung aus.

Was erwartet Rentner 2023?

Die Bundesregierung geht in ihrem Rentenversicherungsbericht davon aus, dass der Rentenwert im nächsten Jahr auf 37,74 Euro steigt. Das würde eine Erhöhung der Renten im Juli 2023 um 4,8 Prozent bringen. Bleibt es bei der hohen Inflation (zuletzt lag die Rate in NRW bei 8,1 Prozent), würde das sogar eine Senkung der realen Renten bedeuten. „Die tatsächliche Höhe der Rentenanpassung wird im Frühjahr 2023 feststehen, wenn alle für die Berechnung erforderlichen Daten vorliegen“, so die Rentenversicherung.

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Wie viel Rente bekomme ich?

Das geht aus der individuellen Renteninformation hervor, die die DRV einmal im Jahr an alle Versicherten versendet, die älter als 27 sind. In der Zeile „Höhe Ihrer künftigen Regelaltersrente“ erfährt der Versicherte, welche Rente er mit Erreichen seiner Regelaltersgrenze zu erwarten hat, wenn er weiter so hohe Beiträge einzahlt wie im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Die Renteninformation sagt auch auf den Tag genau, wann der Einzelne seine Regelaltersgrenze erreicht und abschlagsfrei in den Ruhestand gehen kann.

Was ist mit künftigen Erhöhungen?

Unter dem Stichwort „Rentenanpassung“ rechnet die DRV vor, was der Versicherte zu erwarten hat, wenn die Rente bis zum Abschied vom Berufsleben jährlich um ein oder zwei Prozent steigt. Davon gehen allerdings noch die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung ab, möglicherweise schmälern auch Steuern die Rente.

Was ist mit der Inflation?

Die Renteninformation weist auf den Kaufkraft-Verlust hin, das aber nur für eine Inflationsrate von 1,5 Prozent. Der Kaufkraftverlust führt dazu, dass etwa ein heutiges Einkommen von 1000 Euro in 20 Jahren – bei einer unterstellten Inflationsrate von 1,5 Prozent pro Jahr – nur noch eine Kaufkraft von rund 740 Euro haben wird. Aktuell geht es wegen der Energiekrise aber um ganz andere Raten: Für den Herbst hält die Bundesbank einen Anstieg der Inflation auf zehn Prozent für möglich. „Aktuell ist keine Anpassung der Renteninformation geplant“, betont die DRV. „Bei der in der Beispielrechnung ausgewiesenen Inflationsrate von 1,5 Prozent handelt es sich um einen langjährigen Durchschnittswert.“ Zeitweilige Schwankungen würden nicht abgebildet.

Wie viel Geld brauche ich im Alter?

Das hängt von individuellen Lebensgewohnheiten, vom Wohnort und von der Art des Wohnens ab: Wer ein Eigenheim besitzt, muss zwar weiter Geld für Erhaltungsinvestitionen zurücklegen, hat aber keine Mietbelastung. Ein Rentner, der zur Miete in Düsseldorf wohnt, braucht ein höheres Einkommen, um seinen Lebensstandard zu halten, als ein Rentner im Umland von Viersen. Als Faustregel gilt: Wer den Lebensstandard im Ruhestand halten will, braucht 60 Prozent seines letzten Brutto­einkommens. Dem liegt die Idee zugrunde, dass Rentner weniger Ausgaben haben als Arbeitnehmer. So müssen sie keine Renten- und Arbeitslosenversicherung zahlen, Kinder sind meist erwachsen, Wegekosten entfallen.

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