Erdgas aus dem Ozean Neuentdeckte Tiefsee-Mikroben können Erdgas produzieren

Bremen · (np) Biologen des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie in Bremen haben in der Tiefsee Mikrolebewesen  entdeckt, die sich von Erdgas ernähren. Ähnliches war auch schon von anderen Mikrobenarten bekannt.

Das Besondere dieser Entdeckung ist jedoch, dass die sogenannten Archaeen, die an heißen Quellen in der Tiefsee leben, Ethan – es ist ein Bestandteil des Erdgases – nicht nur abbauen können. Sie können aus Kohlendioxid auch dieses Gas herstellen.

Anders als Tiere, die auf Proteine, Kohlenhydrate und Fette angewiesen sind, können Mikroorganismen eine Vielzahl anderer organischer Verbindungen verdauen. Die Forscher des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie um Gunter Wegener entdeckten die hitzeliebenden Mikrolebewesen mit einem internationalen Team am Boden des Guaymas-Beckens in 2000 Meter Wassertiefe im Golf von Kalifornien. Die Mikroorganismen ernähren sich dort von aus dem Erdinneren strömenden heißen Flüssigkeiten. Die Forscher kannten bereits mikrobiologische Lebensgemeinschaften, die Bestandteile des Erdgases    abbauen. Doch diese Organismen seien extrem mühsam zu untersuchen und wachsen langsam, erklärt das Max-Planck-Institut. Bei den nun entdeckten Archaeen sei das anders. Die „Ethanoperedens thermophilum“ („Wärmeliebende Ethanesser“) genannten Einzeller verdoppelten sich jede Woche. Außerdem sei der Stoffwechselprozess des Ethanabbaus im Prinzip umkehrbar, sie könnten also aus Kohlendioxid Ethan erzeugen. Das sei hochinteressant für biotechnologische Anwendungen. Das Team um Wegener ist nun auf der Suche nach solchen Organismen. Außerdem wollen sie Mikroben, die Methan bilden können, genetisch zu Ethan-Produzenten umfunktionieren. Dann ließen sich Rohstoffe herstellen, die zurzeit aus Erdgas erzeugt werden. Und sie könnten eine Lösung bieten, wie die Industrie ihren Kohlenstoffausstoß verringern kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort