Medizin Hüft- und Knieprothesen sind haltbarer als erwartet

Berlin · Mehr als drei Viertel aller künstlichen Kniegelenke können problemlos länger als zweieinhalb Jahrzehnte im menschlichen Körper ihren Dienst tun.

 Künstliche Hüft- und Kniegelenke sind nach einem Bericht der Gesellschaft für Orthopädie haltbarer als bisher angenommen

Künstliche Hüft- und Kniegelenke sind nach einem Bericht der Gesellschaft für Orthopädie haltbarer als bisher angenommen

Foto: Foto: ThyssenKrupp Stainless

(np) Künstliche Hüft- und Kniegelenke sind haltbarer als bisher angenommen, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. 80 Prozent der Knieprothesen und 60 Prozent der künstlichen Hüften halten wenigstens 25 Jahre. Das habe eine Untersuchung der Universität Bristol ergeben. Die englischen Mediziner werteten Daten aus Patientenregistern in Australien, Finnland, Dänemark, Neuseeland, Norwegen und Schweden aus, in denen Informationen zu 500 000 Patienten dokumentiert sind. Bei Hüftprothesen seien 89 Prozent der Implantate nach 15 Jahren noch voll funktionsfähig gewesen, bei künstlichen Kniegelenken noch 93 Prozent. Daten aus Deutschland seien in diese Auswertung nicht eingeflossen, denn in der Bundesrepublik gebe keine statistischen Daten über so lange Zeiträume, erklärt Professor Karl-Dieter Heller, Vize-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik.

Die Fortschritte bei der Materialentwicklung und den Operationsverfahren seien in den vergangenen Jahren beachtlich gewesen, erklärt die medizinische Fachgesellschaft. Sie geht aber auch davon aus, dass die Haltbarkeit der Prothesen nicht beliebig verlängert werden könne. Das habe auch damit zu tun, dass die Patienten heute deutlich aktiver als früher seien. Damit würden die Kunstgelenke auch stärker beansprucht. Zudem würden die Patienten immer schwerer – das sei ein zusätzlicher Risikofaktor.

Zudem wollten viele Patienten heute Sport treiben, erklärt Heller, der Chefarzt einer Braunschweiger Klinik ist. Moderne Materialien ermöglichten grundsätzlich auch einen aktiveren Lebenswandel, denn sie erzeugten bei normaler Belastung weniger Abriebpartikel, was bisher eine der Hauptursachen für die Lockerung der Implantate war. Das gelte für ein tägliches, moderates Sportprogramm, etwa Nordic Walking oder Schwimmen.

Wie sich Prothesen bei höheren Beanspruchungen verhalten, sei bisher nicht untersucht worden. Von längerem Joggen oder einer noch stärkeren Langzeitbelastung wie bei einem Marathon rät die medizinische Fachgesellschaft aus diesem Grund ab.

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