Die Geburt unserer Sonne Unsere Sonne entstand nach einer kosmischen Katastrophe

Paris · Astronomen sehen den Zusammenstoß unserer Galaxis mit einem anderen Sternensystem als Geburtsstunde der Sonne und ihrer Planeten.

 In solchen Regionen unserer Milchstraße, in denen sich Staub und Gas zusammenballen, entstehen besonders viele neue Sterne.

In solchen Regionen unserer Milchstraße, in denen sich Staub und Gas zusammenballen, entstehen besonders viele neue Sterne.

Foto: ESO/Bild: ESO

(np) Vor etwa 4,5 Milliarden Jahre entstanden die Erde und die anderen Planeten unseres Sonnensystems. Etwa 4,7 Milliarden Jahre beträgt das Alter unserer Sonne. Sie ist damit im kosmischen Vergleich relativ jung. Das Alter unserer Galaxis mit ihren rund 200 Milliarden Sonnen wird auf 13 Milliarden Jahre geschätzt. Das Sonnensystem mit sämtlichen Planeten entstand vermutlich aus einer Gas- und Staubscheibe, die vom Baumaterial unserer Sonne übrig blieb. Doch woher stammt das Baumaterial der Sonne?

Spanische Astronomen gehen nach einem Bericht der Raumfahrtagentur Esa davon aus, dass die Entstehung der Sonne, des Sonnensystems und des Lebens auf der Erde die Folge einer Kollision zwischen unserer Galaxis und einem zehntausendmal kleineren Sternsystem ist, das unsere Milchstraße umkreist.

Eine solche Kollision ist nicht mit dem Aufprall eines massiven Objekts auf ein anderes zu vergleichen, weil Galaxien im Wesentlichen aus leerem Raum bestehen. Die Sagittarius genannte Zwerggalaxis sei bei dieser Kollision durch die galaktische Scheibe der Milchstraße hindurchgeflogen. Die Studie, die auf Daten der Esa-Mission Gaia basiert, habe erstmals den großen Einfluss gezeigt, den die Sagittarius-Galaxie dabei auf die Milchstraße ausübte. Die 2013 gestartete Sonde Gaia soll die Sterne unserer Milchstraße hochgenau vermessen. Dabei werden nicht nur deren Positionen, sondern auch ihre Bewegungen erfasst. Die Esa spricht von mehreren großen Sternentstehungsphasen, von denen eine mit dem Zeitpunkt der Geburt unserer Sonne zusammenfällt.

Die Computermodelle der Astronomen kommen zum Ergebnis, dass Sagittarius in seiner Geschichte dreimal in die Milchstraße fiel, erstmals vor etwa fünf bis sechs Milliarden Jahren, dann noch einmal vor zwei Milliarden Jahren und schließlich vor einer Milliarde Jahre, sagt Tomás Ruiz-Lara, Astrophysiker am Instituto de Astrofísica de Canarias (IAC) auf Teneriffa. „Als wir die Gaia-Daten über die Milchstraße untersuchten, fanden wir drei Perioden verstärkter Sternentstehungen, die ihren Höhepunkt vor 5,7 Milliarden, 1,9 Milliarden und vor einer Milliarde Jahren erreichten, was dem Zeitpunkt entspricht, an dem Sagittarius vermutlich die Scheibe der Milchstraße durchquert hat“.

„Am Anfang hat man eine Galaxie, die Milchstraße, die relativ ruhig ist“, sagt Ruiz-Lara. Nach der ersten Phase der Sternentstehung hat die Galaxis einen ausgeglichenen Zustand erreicht. Wenn ein Fremdkörper wie die Zwerggalaxis Sagittarius dieses Gleichgewicht störe, komme Bewegung in die Gas- und Staubansammlungen in der größeren Galaxis. Diese Wellenbewegungen erhöhen in einigen Gebieten die Konzentration von Staub und Gas und dort entstünden dann neue Sterne. „Ein wichtiger Teil der Sternmasse der Milchstraße ist durch die Wechselwirkungen mit Sagittarius entstanden und würde sonst nicht existieren“, erklärt die Astronomin Carme Gallart.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort