Klimawandel Steigende Temperaturen führen zu mehr Herzinfarkten

Berlin · Extrem heiße Sommer sind eine größere Gesundheitsgefahr als das Rauchen, warnt die Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung.

(dpa) Ende Juli jagte in Deutschland ein Hitzerekord den nächsten, die höchsten Temperaturen lagen über 42 Grad Celsius.. Solche heißen Tage werden in der Bundesrepublik im Zuge des Klimawandels häufiger werden, warnen Klimaforscher. Vor allem dem Herz-Kreislauf-System machten hohe Temperaturen und vor allem große Temperatursprünge binnen kurzer Zeit zu schaffen, sagt Andreas Zeiher, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Als Folge dieser Temperaturbelastung drohe eine größere Zahl von Herzinfarkten.

Zeiher sieht die Klimaveränderungen als ein größeres Gesundheitsrisiko als das Rauchen, „weil die ganze Bevölkerung betroffen ist“. Gegen Temperaturschwankungen und Hitze könne der Einzelne wenig unternehmen. Klimaveränderungen seien „ganz sicher“ eine der größten Herausforderungen für das Gesundheitssystem in der Zukunft. „Hitze und insbesondere abrupte Temperaturveränderungen bedeuten Stress für den Körper und das Herz-Kreislauf-System“, erklärt der Mediziner Zeiher. „Wir verzeichnen mehr Herzinfarkte und Schlaganfälle.“ Die Zahl der Notfall-Besuche in den Krankenhäusern an sehr heißen Tagen nehme ebenfalls zu. Vor allem Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ältere Menschen und auch Diabetiker seien betroffen.

Eine Reihe von Studien habe gezeigt, dass mit der Lufttemperatur die Sterberate bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen steige, sagt auch Elke Hertig, Professorin für Klimawandel und Gesundheit an der Universität Augsburg. „Die Sterberate bei Hitzewellen kann sich um zwei bis drei Prozent erhöhen.“

Warum gibt es dann aber in Regionen, wo durchweg höhere Temperaturen herrschen, beispielsweise im Mittelmeerraum, nicht mehr Herzinfarkte? Die Menschen hätten in diesen Gegenden über die Jahrhunderte hinweg gelernt, wie man mit der Mittagshitze umgeht, antwortet Lungenfacharzt Christian Witt von der Berliner Uniklinik Charité. Die hohen Temperaturen dort seien außerdem weitgehend konstant, es gebe nicht so große Temperatursprünge wie bei uns, ergänzt Andreas Zeiher. Gerade in den Ballungsräumen sei es durch Bebauung und Verkehr besonders heiß. Zwischen dem Berliner Zentrum und dem Stadtrand etwa gebe es Temperaturunterschiede von bis zu acht Grad Celsius, sagt Christian Witt.

(dpa)
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