US-Astronauten am Start Der Ritt auf dem Drachen

Hawthorne · In wenigen Tagen sollen erstmals seit fast zehn Jahren wieder Astronauten mit einer US-Rakete ins All fliegen.

 Am 27. Mai sollen nach beinahe zehn Jahren Pause erstmals wieder Nasa-Astronauten mit einer US-Raumkapsel ins All starten.

Am 27. Mai sollen nach beinahe zehn Jahren Pause erstmals wieder Nasa-Astronauten mit einer US-Raumkapsel ins All starten.

Foto: space-x

Eigentlich hatte Nasa-Chef Jim Bridenstine sich den ersten Start der neuen Raumkapsel Dragon mit zwei Astronauten an Bord anders vorgestellt. Der Beginn eines neuen Kapitels der US-Raumfahrt sollte ein ähnlich großes Ereignis werden wie der Start von Apollo 11 zum Mond und der erste Flug eines Space Shuttles. Damals waren jeweils annähernd eine Million Menschen nach Cape Canaveral gekommen. Doch diesmal hat der amtierende Nasa-Administrator die Bevölkerung gebeten, daheim zu bleiben und sich den Start im Fernsehen anzusehen. Grund ist die Corona-Pandemie. Als Vorsichtsmaßnahme mussten auch die beiden US-Astronauten Doug Hurley und Bob Behnken vor dem Jungfernflug in Quarantäne.

Verglichen mit dem Space Shuttle bietet die Dragon-Kapsel deutlich weniger Platz. Sie besteht aus zwei Teilen: der Raumkapsel für die Astronauten und dem sogenannten Trunk mit der Energieversorgung und den Steuerdüsen. Dieses Bauteil ist acht Meter lang. Zur Innenausstattung der Kapsel gehören berührungssensible Displays, die wie ein Laptop auf- und einklappbar sind, sowie Joysticks zur Steuerung.

Entwickelt und gebaut wurde das neue Raumfahrzeug vom US-Unternehmen SpaceX. Es hat auch die für den Nutzlasttransport von und zur ISS genutzte Vorgänger-Raumkapsel Dragon V1 und die Trägerrakete Falcon 9 entwickelt. Am 27. Mai um 16:32 Uhr Ortszeit (22:32 Uhr unserer Zeit) sollen Hurley und Behnken von der legendären Startrampe 39A des Kennedy Weltraumzentrums abheben und einen Tag später automatisch an die ISS andocken.

Den ersten unbemannten Weltraumtest hatte die Dragon im März 2019 bestanden.  Mitte April wurde die Starterlaubnis für die erste Demo-Mission erteilt. Allerdings ist die über fünfjährige Entwicklungs- und Testphase nicht reibungslos verlaufen. Am folgenreichsten war die Explosion der ersten Kapsel im April 2019. Sie ereignete sich unmittelbar vor der Zündung der sogenannten Super-Draco-Triebwerke. Acht davon sind rund um die Kapsel in deren Außenhaut integriert. Sie sollen die Geschwindigkeit im Landeanflug senken. Zugleich fungieren sie als Notfall-Rettungssystem während der Startphase.

Sollte die Trägerrakete explodieren, sorgt der Schub der Super-Draco-Triebwerke dafür, dass die Kapsel aus der Gefahrenzone herauskatapultiert wird. Das Space Shuttle hatte kein solches Rettungssystem. Deshalb starben 1986 sieben Astronauten bei der Explosion des Treibstofftanks der Challenger.  Die Untersuchung des Dragon-Unfalls ergab, dass nicht die Triebwerke, sondern ein defektes Treibstoffventil zur unkontrollierten Entzündung von 1,5 Tonnen Treibstoff und zur Zerstörung der Raumkapsel führte. Insgesamt absolvierten die Triebwerke 600 Tests mit Erfolg.

 Auch einen weiteren schweren Unfall bei den Tests, bei dem eine Kapsel zerstört wurde, bewertet die Nasa nicht als gravierendes Sicherheitsproblem. Nach einem Abwurf der Landekapsel aus einem Helikopter öffneten sich die drei Bremsfallschirme nicht wie vorgesehen. Die Untersuchungskommission kam zum Ergebnis, dass ein Defekt der Halterung am Hubschrauber die Ursache war. Fast drei Dutzend weitere Fallschirmtests verliefen problemlos. Die Nasa ist daher zuversichtlich, dass der erste bemannte Raumflug des Drachen (Dragon) erfolgreich verlaufen wird. Daher wurde bereits die Mannschaft für den zweiten Flug des Raumschiffs im August oder September 2020 bekanntgegeben. Zur Besatzung gehört der Japaner Soichi Noguchi als erster Nichtamerikaner. Die Nasa hatte auch der russischen Raumfahrtagentur RKA angeboten, einen Kosmonauten mitzunehmen. Im Gegenzug sollte Russland für US-Astronauten einen Platz in einem Sojus-Raumschiff freihalten, falls sich der zweite bemannte Dragonflug verzögert. Doch darauf  wollte der RKA-Chef Dmitri Rogosin sich nicht einlassen. Erst wenn  beide Dragon-Testflüge erfolgreich waren, wolle man darüber reden, heißt es von russischer Seite. Der Raumfahrtinformationsdienst SpaceToday will erfahren haben, dass russische Raumfahrtexperten Bedenken wegen des Sicherheitskonzepts der Dragon-Kapsel haben. Das liege am Fallschirmsystem, das sich bei der Landung erst in einer späten Flugphase öffnet. 

 Die Nasa-Astronauten  Bob Behnken and Doug Hurley  sollen mit der neuen Raumkapsel von SpaceX zur Internationalen Raumstation fliegen.

Die Nasa-Astronauten  Bob Behnken and Doug Hurley  sollen mit der neuen Raumkapsel von SpaceX zur Internationalen Raumstation fliegen.

Foto: SpaceX

Nasa-Astronauten werden bei der Heimkehr nicht wie ihre russischen Kollegen auf festem Boden landen. Die Dragon-Kapsel geht über dem  Ozean nieder. Landungen an Land sind vorerst für Dragon-Astronauten nicht geplant.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort