Raumfahrt So will die Nasa zum Mond zurückkehren

Houston · Nur acht Jahre dauerte es von der Ankündigung des Apollo-Projekts bis zur Mondlandung. Seit 2004 grübelt die Nasa nun über Plänen einer Rückkehr zum Mond. Immerhin steht jetzt fest, dass das Unternehmen SpaceX die Landefähre bauen soll.

 Dieses am Computer generierte Bild zeigt das Modell einer Mondstation in einer Umlaufbahn. Von hier soll die Mondfähre auf den Erdtrabanten absteigen.

Dieses am Computer generierte Bild zeigt das Modell einer Mondstation in einer Umlaufbahn. Von hier soll die Mondfähre auf den Erdtrabanten absteigen.

Foto: Northrop Grumman

Im Januar 2004 kündigte der damalige US-Präsident George W. Bush die Rückkehr von US-Astronauten zum Mond bis zum Jahr 2019 an. Das war ein symbolisches Datum: der 50. Jahrestag der Apollo-11-Landung. Gleichwohl erschien der Termin aus damaliger Sicht durchaus als realistisch. Entwicklung und Bau der Schwerlastrakete SLS sowie des Raumschiffs Orion machten Fortschritte. Trotzdem ist es anders gekommen, und das lag an den Finanzen. Dass aus den großen Plänen nichts wurde, hatte damit zu tun, dass der Nasa das Schlüsselelement für dieses Projekt fehlte: die Landefähre. Deren Konstruktion hatte die Raumfahrtagentur aus Kostengründen erst einmal zurückgestellt.

Erst im März 2019 beauftragte die Raumfahrtagentur drei Firmenkonsortien mit der Entwicklung von Landefähren, die mehrwöchige Aufenthalte von Menschen auf dem Erdbegleiter ermöglichen. Zum Vergleich: Der längste Mond-Aufenthalt der Apollo-17-Astronauten im Jahr 1972 dauerte knapp drei Tage.

Den mit 579 Millionen US-Dollar höchsten Anteil der Entwicklungskosten entfiel auf das National Team unter Leitung des privaten Raumfahrtunternehmens Blue Origin von Amazon-Gründer und Multimilliardär Jeff Bezos. Dabei waren große US-Luft- und Raumfahrtunternehmen wie Lockheed Martin, Northrop Grumman und Draper, die schon am Apollo-Programm teilgenommen hatten. Ihre Blue Moon genannte Mond-Fähre sollte mit vier Astronauten und Nutzlast zwischen der künftigen, internationalen Raumstation im Mondorbit und der Mondoberfläche pendeln. Für ein alternatives Konzept bekam 2019 ein aus 25 Firmen bestehendes Konsortium unter Leitung von Dynetics aus Huntsville in Alabama 253 Millionen US-Dollar Anschubfinanzierung. Ihr Konzept einer zweistufigen Mondfähre sollte ebenfalls mehrere Astronauten einige Wochen beherbergen können.

Gewonnen hat nun das technisch anspruchsvollste Projekt, das von der US-Raumfahrtagentur gleichwohl mit nur 135 Millionen Dollar unterstützt worden war. Es stammt vom Tesla-Gründer und US-Multimilliardär Elon Musk, dessen Dragon-Raumschiffe bereits Astronauten und Versorgungsgüter zur Internationalen Raumstation ISS bringen.

Bekannt geworden ist das Unternehmen in den vergangenen Monaten vor allem durch sein 50 Meter hohes Starship. Diese Raketen-Oberstufe, die einen Durchmesser von neun Metern hat, soll aus dem All zur Erde zurückkehren können. Ein Starship wäre allerdings eine Mondlandefähre mit Übergröße. Es soll Dutzende Astronauten transportieren können. Solche Besatzungen sieht das Mondprojekt der Nasa derzeit nicht vor. Wie groß das Raumfahrzeug von SpaceX für das Mondprojekt werden soll, ist derzeit nicht klar.

Schon viermal hat das Raumfahrtunternehmen eine seiner Riesenraketen auf einem Testgelände in Texas in die Luft gejagt. Sämtliche Versuche endeten mit einer Explosion. Immerhin glückte SpaceX im dritten Anlauf eine sichere Landung – bevor das Starship wenige Sekunden später am Boden auseinanderflog. Aus Fehlern lerne man, erklärt der Raumfahrtpionier Elon Musk dazu lapidar. Eines Tages will er Astronauten mit solchen Raumfahrzeugen zum Mond und weiter zum Mars und zu anderen Zielen im All schicken.

Der Mond ist derzeit das Ziel eines neuerlichen Wettrennens ins All. Dass Astronauten in den kommenden zehn Jahren dorthin zurückkehren und Außenposten gründen sollen, steht außer Zweifel. Die USA und China wetteifern bei diesem Wettbewerb unter anderem darum, die erste Frau auf den Erdtrabanten zu bringen. Es geht aber auch darum. wie dort für die Raumfahrt wichtige Ressourcen angezapft werden können.

Ende März 2021 hat schließlich auch die Europäische Weltraumorganisation Esa die Ariane-Group mit der Entwicklung eines automatischen Weltraumtankers für die künftigen Mondfähren beauftragt. Der Euro-Tanker könnte ab 2028 einsatzbereit sein und dann unter anderem auch den Pendelverkehr des Starships sicherstellen. Außerdem ist Europa am Bau der bemannten Orion-Raumschiffe beteiligt, die Astronauten zum Mond bringen sollen.

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