Informatik Mehr Sicherheit für die elektronische Patientenakte

Darmstadt · Informatiker der TU Darmstadt wollen medizinische Daten mit einem neuen Speicherverfahren besser schützen.

(np) Wie lassen sich sensible digitale Informationen sicher über mehrere Jahrzehnte hinweg speichern? Die Antwort auf diese Frage geht deutlich über rein technische Aspekte hinaus. Hier spielt auch der Datenschutz eine ganz wesentliche Rolle. Denn Informatiker gehen davon aus, dass derzeit noch als sicher eingeschätzte Verschlüsselungsverfahren, die letztlich die Integrität aller Informationen sichern sollen, in den kommenden Jahren unsicher werden könnten. Forscher der TU Darmstadt um Professor Johannes Buchmann wollen nun in einem internationalen Projekt mit einem neuen Speicherverfahren die elektronische Patientenakte besser schützen. Weil die Medizin der Zukunft immer stärker auf genetische Informationen der Patienten setze, werde der Datenschutz zu einem die Generationen übergreifenden Thema. „Alle heute genutzten Verschlüsselungsverfahren werden in den nächsten Jahrzehnten unsicher“, sagt Buchmann, Sprecher eines Sonderforschungsbereichs an der Technischen Hochschule Darmstadt. „Wir können davon ausgehen, dass nach spätestens 20 Jahren alle verschlüsselten Daten offenliegen.“

Das soll das neue Speicherverfahren verhindern, bei dessen Entwicklung die Darmstädter Forscher mit anderen Hochschulen und Unternehmen zusammenarbeiten. Es könne garantieren, dass Daten unabhängig von künftig verfügbaren Rechenkapazitäten und Algorithmen sicher verwahrt würden. Beim „Secret Sharing“ (übersetzt etwa „Geheimnisteilung“) genannten Speicherverfahren soll ein Datensatz auf zahlreiche Computer so verteilt werden, dass ein Angreifer selbst dann nichts damit anfangen kann, wenn es ihm gelingen sollte, einen Teil davon zu entschlüsseln.

Erst wenn eine große Zahl entschlüsselter Teile eines solchen Datensatzes, die sogenannten Shares, übereinanderlegt werden, ergebe sich wieder der lesbare Originaltext der Patientenakte. Die Darmstädter Wissenschaftler wollen Verfahren einsetzten, die auch dem Angriff eines Quantencomputers standhalten können. Diesen Rechnern der nächsten Generation wird zugetraut, dass sie möglicherweise in der Mitte des kommenden Jahrzehnts bisher als sicher eingestufte Verschlüsselungsmethoden brechen können. Das Speichersystem solle in den kommenden Wochen in Japan in den Testbetrieb gehen, erklärte die Darmstädter Hochschule.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort