Neandertaler Schon die Neandertaler hatten Fisch auf dem Teller

Göttingen · Wissenschaftler aus Göttingen analysieren die Ernährungsgewohnheiten unserer Vorjahren vor rund 80 000 Jahren.

 Die Neandertaler aßen regelmäßig Fisch. Das Foto zeigt  die Nachbildung eines Neandertalers im Museum Mettmann.

Die Neandertaler aßen regelmäßig Fisch. Das Foto zeigt  die Nachbildung eines Neandertalers im Museum Mettmann.

Foto: dpa/Federico Gambarini

(np) Muscheln, Fisch und andere Meeresbewohner standen bereits vor über 80 000 Jahren auf dem Speisezettel der Neandertaler, berichten Wissenschaftler der Universität Göttingen. Dirk Hoffmann vom Institut für Isotopengeologie der Hochschule und seine Kollegen sind in der Höhle von Figueira Brava auch auf über 65 000 Jahre alte Malereien gestoßen. Bisher war die Wissenschaft davon ausgegangen, dass erst der moderne Mensch Homo sapiens den Ozean  als Nahrungsquelle für sich entdeckte.

Die Höhle von Figueira Brava befindet sich rund 30 Kilometer südlich der portugiesischen Hauptstadt. Heute liegt sie direkt am Wasser. Zu Zeiten des Neandertalers sei sie noch ungefähr zwei Kilometer von der Küste des Atlantiks entfernt gewesen, berichten die Wissenschaftler. Sie fanden heraus, dass die dort lebenden Neandertaler regelmäßig am Strand auf die Jagd gingen. Auf ihrem Speiseplan hätten unter anderem Muscheln, Krebstiere, Fisch, Wasservögel und Säugetiere wie Delfin und Seehund gestanden.

Die Forschung geht mittlerweile davon aus, dass Nahrung aus dem Meer, die reich an Omega-3- und anderen Fettsäuren ist, die Entwicklung des Gehirns beschleunigt hat. Das wiederum habe die Entwicklung des abstrakten Denkens begünstigt und auch zu den ersten organisierten und komplexen Gesellschaftsformen geführt. Anzeichen für diesen Trend sahen die Forscher bisher vor allem in den Kulturen des modernen Menschen in Afrika.  Die Ergebnisse der Ausgrabung wiesen nun darauf hin,  dass diese Entwicklung nicht nur beim Homo sapiens zu beobachten gewesen sei, sondern auch beim Neandertaler. Als einen Hinweis für die beschleunigte Entwicklung des Geistes  werten die Göttinger Wissenschaftler die Entdeckung perforierter und bemalter Muschelschalen in der Höhle, die ebenfalls über 65 000 Jahre alt sind.

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