Ein Planet so heiß wie die Hölle Auf diesem Planeten regnet es Eisen

Saarbrücken · Astronomen der Europäischen Südsternwarte finden einen Planeten, auf dem höllische Lebensbedingungen herrschen.

 Mit dem  Very Large Telescope (VLT) beobachten Astronomen der Europäischen Südsternwarte in Chile ferne Sterne und ihre Planeten.

Mit dem  Very Large Telescope (VLT) beobachten Astronomen der Europäischen Südsternwarte in Chile ferne Sterne und ihre Planeten.

Foto: A. Ghizzi Panizza/ESO/Alberto Ghizzi Panizza

(np) Jeden Tag entdecken Astronomen statistisch gesehen drei neue Exoplaneten. So werden Himmelskörper bezeichnet, die ferne Sonnen umkreisen. Meist sind das exotische Welten, denn die Instrumente der Himmelsforscher sind bisher nicht präzise genug, um einen 12 000 Kilometer großen Gesteinsplaneten wie die Erde auf einer mit unserem Planeten vergleichbaren Umlaufbahn in mehr als 30 Lichtjahren Entfernung sichtbar zu machen.

Die heutigen Nachweismethoden sind deshalb indirekt, nur in wenigen Fällen können ferne Planeten wirklich direkt beobachtet werden. Meist verraten sie sich durch den Einfluss ihrer Schwerkraft auf ihren Heimatstern oder dadurch, dass sie in regelmäßigen Abständen vor ihrer Sonne vorüberziehen und ihren Stern dabei für irdische Astronomen ein ganz klein wenig dunkler erscheinen lassen. Aus diesen Gründen sind die heute bekannten Exoplaneten meist riesige, dem Jupiter ähnliche Welten, die in sehr geringem Abstand sehr schnell um ihre Sonne kreisen. Dazu gehören Riesenplaneten wie WASP-12b. Auf diesem 1400 Lichtjahre entfernten Planeten von der anderthalbfachen Größe des Jupiters dauert ein Jahr lediglich einen irdischen Tag – denn dieser Himmelskörper kreist einmal in 24 Stunden um seinen Stern.

Unter diesen Riesen haben Forscher der Europäischen Südsternwarte Eso nun allerdings einen entdeckt, der in der Klasse der Exoten als außergewöhnlich eingestuft wird. Auf ihm herrschen extreme Umweltbedingungen. Der 640 Lichtjahre entfernte, ultraheiße Riesen-Exoplanet WASP-76b, der mit dem Very Large Telescope (VLT) untersucht wurde, bewegt sich in sogenannter gebundener Rotation um seine Sonne. Das bedeutet, dass ein Umlauf des Planeten von der 1,7-fachen Größe des Jupiters um seinen Stern ebenso lange wie eine Umdrehung um sich selbst dauert. Ein solcher Himmelskörper wendet seinem Stern immer dieselbe Hemisphäre zu. Das ist vergleichbar mit dem Mond der Erde, dessen Rückseite die Astronomen auch niemals direkt beobachten können.

Im Unterschied zum Mond, auf dessen Tagseite etwa 130 Grad Celsius herrschen, ist die Tagseite dieses Riesenplaneten allerdings über 2400 Grad Celsius heiß, denn er erhält tausendmal mehr Strahlung von seiner Sonne als Erde und Mond. Die Hitze ist so stark, dass  dort chemische Verbindungen in ihre Bestandteile zerfallen,  und Metalle wie Eisen in der Atmosphäre verdampfen.

 Da wegen der extremen Temperaturunterschiede zwischen der Tag- und Nachtseite – dort kann die Temperatur auf vergleichsweise kühle 1500 Grad Celsius fallen – Stürme unvorstellbarer Stärke toben, gehen die Forscher davon aus, dass die atmosphärischen Turbulenzen Eisendampf zur kühleren Nachtseite transportieren. Er würde dort dann zu flüssigem Eisen kondensieren.

Mit dem VLT-Teleskop, das in der chilenischen Atacama-Wüste steht, identifizierten die Astronomen erstmals chemische Veränderungen auf einem so extrem heißen Gasriesen. „Die Beobachtungen zeigen, dass in der Atmosphäre der heißen Tagseite von WASP-76b Eisendampf im Überfluss vorhanden ist“, sagt María Rosa Zapatero Osorio, vom Zentrum für Astrobiologie in Madrid. Die Forscher fanden Eisendampf auch in der Abendzone, welche die Tag- von der Nachtseite des Planeten trennt. „Überraschenderweise sehen wir den Eisendampf jedoch nicht am Morgen“, sagt Professor David Ehrenreich von der Uni Genf, der die Studie über den ungewöhnlichen Exoplaneten leitet. Dafür könne es nur eine Erklärung geben, schlussfolgern die Astronomen. Der Grund liege darin, so Ehrenreich, dass „es auf der Nachtseite dieses extremen Exoplaneten Eisen regnet“.

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