Berlin Dieses Abflussrohr soll Krankenhauskeime vernichten

Berlin · Für immunschwache Menschen kann das Waschbecken zur gefährlichen Bakterienschleuder werden, warnen Forscher der Fraunhofer-Gesellschaft.

(np) In Deutschland infizieren sich nach Schätzungen des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI) in jedem Jahr ungefähr eine halbe Million Menschen mit einem Krankenhauskeim. Zwischen 10 000 und 15 000 Todesfälle gehen nach RKI-Angaben auf das Konto dieser Krankhausinfektionen. Mit konsequenter Hygiene ließe sich wahrscheinlich ein Drittel der Krankenhausinfektionen verhindern, schätzt die Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin.

Doch Bakterien können in Krankenhäusern nicht nur durch direken Kontakt übertragen werden, erklärt das Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik in Dresden. Es verweist auf eine Infektionsquelle, an die nur Wenige denken werden: das Abwassernetz der Kliniken. In Krankenhäusern werde zwar das Frischwasser sterilisiert, doch könnten über Abflüsse Bakterien in die Zimmer gelangen. Wie eine im Journal of Hospital Infection veröffentlichte Studie nachgewiesen habe, könnten Bakterien über Abwasserleitungen bis zur mit Wasser gefüllten Geruchssperre des Siphons vordringen.

Wenn von oben frisches Wasser ins Abwasserrohr ströme, werde die über dem Siphon stehende Luftmasse aus dem Waschbecken herausgedrückt und reiße dabei Bakterien mit. Die Keime könnten deutlich mehr als einen Meter weit in die Luft geschleudert werden. „Da sich bei laufendem Wasser stets auch eine Person in der Nähe des Waschbeckens aufhält, ist davon auszugehen, dass auf diesem Wege praktisch immer eine Übertragung von Bakterien stattfinden kann“, schreibt das Institut in einer Mitteilung. Das führe natürlich nicht automatisch zu einer Infektion, erhöhe aber grundsätzlich das Risiko einer Erkrankung, weil Patienten in Krankenhäusern überdurchschnittlich oft ein geschwächtes Immunsystem haben.

Bisher werde durch regelmäßige Hitzebehandlung oder mit Desinfektionsmitteln versucht, Abwasserleitungen keimfrei zu halten. Doch sei das Verfahren aufwändig und teuer. Die Fraunhofer-Forscher haben deshalb einen Siphon entwickelt, der Bakterien abtöten soll. Er sei innen mit Titandioxid beschichtet, einer Substanz, die  bei Kontakt mit Ultraviolettlicht sogenannte Sauerstoffradikale  freisetzt, Substanzen, die Bakterien und biologische Verunreinigungen zerstören. Das Abwasserrohr soll innen mit einem porösen Material ausgekleidet werden, das mit Titandioxid beschichtet ist. Spezielle im Siphon eingebaute Leuchtdioden geben UV-Strahlung ab, durch die Sauerstoffradikale gebildet werden, welche die Bakterien zersetzen.

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