Raumfahrt Das Wettrennen zum Erdtrabanten

Washingon · Vor 50 Jahren landeten erstmals US-Astronauten auf dem Mond. Ein voluminöser Prachtband zeigt den kostspieligen Weg der Nasa zu dem lange unerreichbar scheinenden Ziel.

  Dieses Bild stammt von der letzten Apollo-Mission. Astronaut Eugene Cernan steuerte 1972 diesen Geländewagen durch die Taurus-Littrow-Region.

Dieses Bild stammt von der letzten Apollo-Mission. Astronaut Eugene Cernan steuerte 1972 diesen Geländewagen durch die Taurus-Littrow-Region.

Foto: nasa

Am 20. Juli jährt sich die erste bemannte Mondlandung zum 50. Mal. Sie bildete das Finale eines beispiellosen Wettlaufs der US-Raumfahrtagentur Nasa und ihres sowjetischen Pendants. Beeindruckende Bilder jener Zeit bietet der großformatige Band „Das Nasa-Archiv“. Mehr als 400 Fotos sowie zahlreiche Zitate und Dokumente veranschaulichen die Entwicklung der „National Aeronautics and Space Administration“, die 1958 ihren Betrieb aufnahm.

Wenige Jahre später war aus einer Gruppe von Technikern, Piloten und Forschern ein riesiges Technologie­unternehmen entstanden, schreibt der Technikjournalist Piers Bizony. „Astronauten wurden zu neuen Nationalhelden, und Programme wie Mercury, Gemini und schließlich Apollo fesselten Millionen.“ Koautoren Bizonys sind der frühere Nasa-Chefhistoriker Roger Launius sowie der Autor Andrew Chaikin („A Man on the Moon“). Zu Weltraum­aktivitäten anderer Länder erfährt der Leser wenig. Bizony lässt keinen Zweifel, für wen sein Herz schlägt: „Die Nasa ist die Speerspitze des menschlichen Forscherdrangs.“

JFK unterstützte die Raumfahrt aus politischem Kalkül

Die ausgewählten Aufnahmen zeigen die faszinierende Technik der Raumfahrtmissionen und Pioniere der Ära: Robert Goddard, den legendären Nasa-Administrator James Edwin Webb und den deutschen Raketenentwickler Wernher von Braun, der seine Ideen öffentlichkeitswirksam in Walt-Disney-Sendungen und Büchern zu platzieren wusste. Teils nie umgesetzte Entwürfe für Raumfahrzeuge und Raumanzüge sind zu sehen.

Ein Foto zeigt den damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy, der mit seiner Frau Jacqueline vorm Fernseher den Start Alan Shepards im Mai 1961 beim ersten bemannten Mercury-Flug verfolgt. Kennedy habe sich lange kaum für Raumfahrt interessiert, dann aber nach politischen Niederlagen plötzlich als ihr Verfechter gelten wollen, heißt es im Buch. Kennedys Wunsch, einen Amerikaner auf dem Mond landen zu lassen, stieß in der Bevölkerung auf breite Zustimmung. Rasch hätten Astronauten ein Image als tapfere, gottesfürchtige, patriotische Persönlichkeiten mit liebenden Ehefrauen und Kindern bekommen. Als die „Besten der Nation“, „moderne Ritter der Tafelrunde“ im Kampf gegen das Schreckgespenst des kosmischen Kommunismus seien sie gesehen worden.

Bemannte Raumfahrt war Teil des Kalten Krieges

Zur Mondlandung wird aus einer Rede von Neil Armstrong zum 50. Jahrestag der Nasa zitiert, der als erster Mensch einen Fußabdruck auf dem Mond hinterließ: „Wie bei einem Krieg war es teuer. Wie bei einem Krieg wollte jede Seite geheimdienstliche Informationen darüber, was die andere Seite machte.“ Mitte der 1960er Jahre hätten die Atomarsenale auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs die Menschheit vollständig auslöschen können. Genau das habe man 1962 während der Kubakrise befürchtet, heißt es im Buch. Nach dem Rückzug der Supermächte aus dieser Pattsituation sei der Wettlauf im All, bei dem global weniger verhängnisvolle Konsequenzen drohten, zur Schaubühne für die Leistungen von Industrie und Technik geworden. Im Hintergrund sei allerdings auch ein geheimdienstliches Raumfahrtprogramm gelaufen, dessen Budget teilweise größer als das der Nasa war.

„Das Nasa-Archiv“ macht nachvollziehbar, was für eine Faszination von den bestens finanzierten Raumfahrtprogrammen jener Zeit ausging. Es liefert einen Einblick in die von großer Fortschrittsgläubigkeit geprägten Jahrzehnte und verdeutlicht die Begeisterung nicht nur der US-Bürger. Viele der gezeigten Bilder gehören zum kollektiven Kulturgut der Menschheit, andere dürften nur wenigen Raumfahrtenthusiasten bereits bekannt sein.

 Apollo 11 hob am 16. Juli 1969 von der Startplattform 39 des Kennedy Space Center ab.

Apollo 11 hob am 16. Juli 1969 von der Startplattform 39 des Kennedy Space Center ab.

Foto: nasa

Piers Bizony, Roger Launius, Andrew Chaikin: Das Nasa-Archiv. 60 Jahre im All, Taschen Verlag, Köln, 2019, 468 Seiten, Texte in deutscher Übersetzung in einem Begleitheft, 100 Euro, ISBN 978-3-8365-7440-2

(dpa)
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