Mondprogramm 100 Milliarden Dollar für ein Flugticket zum Mond

Washington · Der US-Präsident will ein neues Mondprogramm. Doch dafür fehlt nicht nur das Geld.

 Noch ist sie nicht geflogen: Diese Computergrafik zeigt die geplante Schwerlast­rakete SLS der Nasa auf ihrer Startrampe.

Noch ist sie nicht geflogen: Diese Computergrafik zeigt die geplante Schwerlast­rakete SLS der Nasa auf ihrer Startrampe.

Foto: Nasa/Generated by Dassault Systèmes

Die USA wollen zurück zum Mond. Oder zumindest will das US-Präsident Donald Trump. Seine „Space Policy Directive“ weist die Raumfahrtagentur Nasa an, Pläne für eine Rückkehr von US-Astronauten zum Mond und den Flug zu neuen Zielen zu entwickeln. Terminvorgaben machte er nicht, denn der Präsident braucht für das extrem teure Projekt die Unterstützung der Parlamente.  Raumfahrtexperten wie Jeff Foust von der Fachzeitschrift SpaceNews schätzen die Kosten eines neuen Mondprojekts auf mindestens 100 Milliarden US-Dollar (85 Milliarden Euro), ein Siebtel des US-Militärhaushaltes.

Ein Blick auf die aktuellen Raumfahrtkapazitäten der USA ist jedoch ernüchternd. Derzeit könnte die Nasa nicht einmal ein bemanntes Raumschiff um den Mond kreisen lassen, geschweige denn Astronauten dort auf der Oberfläche absetzen. Das Weltraumprogramm ist ganz auf die Internationale Raumstation fokussiert. Doch selbst um Astronauten zur ISS zu bringen, sind die USA auf  russische Sojus-Raumkapseln angewiesen.

2009 leitete Ex-Präsident Barack Obama die Kommerzialisierung der US-Raumfahrt ein. Mehrere Firmen entwickeln seither neue Raumkapseln, aber die werden nicht vor 2020 einsatzbereit sein. Vom 2004 verkündeten Mondprogramm des Ex-Präsidenten George W. Bush blieben nur die neue Großrakete (SLS) und die Orionkapsel. Und dabei wird gespart. Um die Ausgaben für die über 100 Meter hohe SLS-Trägerrakete zu senken, greift die Nasa auf Komponenten und Technik zurück, die schon existiert. Dazu zählen noch vorhandene Shuttle-Haupttriebwerke, die als Antrieb der Erststufe der SLS dienen sollen. Auch die beiden seitlichen Starthilfen des Space Shuttles haben die Ingenieure übernommen. In der Raketenoberstufe soll ein modernisiertes J2-Triebwerk der alten Saturn-V aus der Apollo-Ära verwendet werden und auch das Rettungssystem auf der Raketenspitze beruht auf Erfahrungen der Ingenieure aus den 1960er Jahren. Und obwohl fast alle großen Komponenten des Space Launch Systems nach ihrer Modifikation schon mehrfach getestet wurden, rechnet die Nasa mit dem Erstflug der Superrakete nicht vor dem Herbst 2019.

Nicht startbereit ist das Orion-Raumschiff. Bei dessen Design haben die Ingenieure viel von den  Apollokapseln aus den 1960er Jahren kopiert. Nur Bordelektronik und Steuerung wurden auf den Stand der Technik zu Beginn des 21. Jahrhunderts gebracht.  Ein erster unbemannter Test fand vor drei Jahren statt. Für Herbst 2019 ist ein unbemannter Flug einer Orionkapsel um den Mond und zurück zur Erde vorgesehen.  Die Orion wird dabei durch ein in Bremen von Airbus gebautes Servicemodul und durch ein aus dem Shuttle-Orbiter ausgebautes Boeing-Triebwerk ergänzt.

Auch wenn der Testflug nach Plan verläuft, benötigt die Nasa weitere fünf Jahre, um die Orion tauglich für den Flug von Astronauten zu machen. Und erst nach insgesamt fünf Testflügen will die Raumfahrtagentur die wiederverwendbaren Orion-Raumkapseln in den Routinebetrieb nehmen. Viel mehr als ein- bis zweiwöchige Flüge in den Mondorbit oder in den erdnahen Weltraum sind auch  nicht möglich, denn die Raumkapsel ist nur zehn bis zwölf Kubikmeter groß, so Matthew Doggen, Raufahrsystemmanager bei  Boeing. Das entspricht einem Zimmer von zweieinhalb Metern Kantenlänge. Auf derartig engem Raum drei bis vier Astronauten auf eine mehrjährige Marsreise zu schicken, ist unmöglich.  Für längere Raumreisen fehlt der Nasa ein ergänzendes Wohnmodul und für die Landung auf Mond und Mars auch eine Landefähre.

 Die Raumkapsel Orion wird bereits getestet. Sie soll in den nächsten Jahren US-Astronauten zum Mond bringen.

Die Raumkapsel Orion wird bereits getestet. Sie soll in den nächsten Jahren US-Astronauten zum Mond bringen.

Foto: Image Credit: Lockheed Martin

Für deren Entwicklung und Bau zu sorgen, soll die Aufgabe des neuen Nasa-Chefs Jim Bridenstine sein. Doch der ist nach seiner Nominierung noch immer nicht in seinem Amt bestätigt. Deshalb könnte für die Nasa die Zeit zwischen dem offiziellen Ende der Aktivitäten auf der Internationalen Raumstation ISS im Jahr 2024 und dem möglichen Aufbau einer bemannten Mondbasis knapp werden. Die National Academy of Sciences hat auch deshalb vor wenigen Tagen der Nasa empfohlen, die Internationale Raumstation über das Jahr 2024 hinaus weiter mit den Partnern Russland, Europa, Kanada und Japan zu betreiben. Von der europäischen Weltraumorganisation gibt es immerhin positive Signale.

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