Abschleppdienst im All Weltraum-Traktor soll Satellitenschrott aus dem Orbit räumen

Paris · (np) Für defekte Satelliten gibt es heute keine Möglichkeit der Reparatur. Sie ziehen unkontrolliert ihre Bahnen durchs All. Wozu das führen kann, zeigte sich am 10. Februar 2009. An diesem Tag kollidierte in 800 Kilometern Höhe der defekte russische Kommunikationssatellit Kosmos 2251 mit dem US-amerikanischen Mobilfunksatelliten Iridium 33. Übrig blieben viele tausend Trümmerteile und ein erschüttertes Vertrauen in die Weltraum-Überwachung. Ein Teil des Weltraumschrotts zieht bis heute seine Bahnen um die Erde.

 Die Erde ist von einer Wolke aus Weltraumschrott umgeben.  Grafik: dpa

Die Erde ist von einer Wolke aus Weltraumschrott umgeben. Grafik: dpa

Foto: dpa/ESA

Nach Angaben der US-Raumfahrtagentur Nasa umkreisen derzeit rund 5800 Raketenoberstufen und Satelliten den Globus. Davon ist nur noch ein Sechstel funktionstüchtig. Insgesamt kreisen 6000 Tonnen Weltraummüll um die Erde. Weil dieser Schrott andere Satelliten bedroht, wird eine kosmische Müllabfuhr notwendig. Die europäische Raumfahrtagentur Esa denkt nun über einen Weltraumtraktor nach, der ausgediente Satelliten aus dem Orbit schubsen soll.

Das ist freilich einfacher gesagt als getan. Ein solcher Abschleppdienst ist in der Praxis kompliziert, weil die oft tonnenschweren Orbiter meist völlig unkontrolliert durchs All taumeln. Vorgeschlagen wurden zum Beispiel Weltraum-Roboter, die mit Greifarmen nach ausgedienten Satelliten grapschen sollen. Doch bei einem unmittelbaren Kontakt drohen wieder Kollisionen – viel besser wäre es da, wenn der Abschleppdienst seine Aufgabe aus sicherer Entfernung erfüllen könnte.

An der französischen Universität Toulouse untersuchen nun Ingenieure ein Verfahren, bei dem alte Satelliten mit einem Magnetfeld aus dem Orbit geschoben werden sollen, berichtet die europäische Raumfahrtagentur Esa. Die dafür nötigen extrem starken Magnetfelder wollen die Wissenschaftler mit sogenannten Supraleitern erzeugen, die bei extremer Kühlung elektrischen Strom ohne Widerstand leiten. Sie gehen davon aus, dass ein Magnetfeld ausreichende Kräfte über eine Entfernung von zehn bis 15 Metern übertragen kann.

Wenn ein Satellit mit dieser Technik weit genug aus seiner Bahn geschoben werden kann, besorgt die Bremswirkung der Erdatmosphäre, die selbst in 400 Kilometern Höhe noch wirksam ist, im Laufe der Zeit den Rest. Der ausgediente Satellit nähert sich langsam den dichten Schichten der Atmosphäre, in der er dann am Ende verglüht.

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