Neues von Jure Pukl, Rez Abbasi und Thelonious Monk Inspirierter Jazz und schöne Geschichten
Jure Pukl, Rez Abbasi und Thelonious Monk haben neue Alben im Gepäck.
Jure Pukl aus New York ist einer der freiesten, klügsten, auch charismatischsten Saxophonisten dieser Zeit. Jedes neue Album erinnert mit Macht daran. Schon der erste Song dieser aktuellen Liedersammlung („Sustaind Optimism“) prahlt ganz uneitel damit. Wie Pukl’s Tenorsaxophon die denkbar eigensinnigste Tonleiter rauf und runter rollt, hüpft, quengelt und poltert ist großes Jazz-Kino. Alsbald lässt er den Gitarren-Saiten von Charles Altura genauso viel Freiraum wie Joel Ross’ Vibraphon. Beides tritt an die Stelle des ehemals bevorzugten Klaviers. Matt Brewer am Bass und Kweku Sumbry am Schlagzeug legen das vertraute, pulsierende Fundament von „Broken Circles“ (Whirlwind Recordings ✮✮✮✮). Für „Gloomy Sunday“ – ja, genau, den ungarischen 30er-Jahre-Klassiker! – nimmt Jure Pukl die Bass-Klarinette zur Hand – und entfernt sich ein wenig vom vorherrschenden Jazz-Freigeist dieses feinen Genre-Werkes. „Sky Is The Limit“ heißt der letzte Track. Nun, der Himmel scheint aber auch das einzige Limit dieses außerordentlich inspirierten Quintetts zu sein.
Was Pukl für Saxophon und Klarinette bedeutet, wird Rez Abbasi an der Gitarre zugeschrieben: Meister seines Faches zu sein. Faszinierend ist seine Improvisationskunst, tadellos sein Gespür für kongeniale Mitstreiter. Hier sind das der Organist Neil Alexander und der Schlagzeuger Michael Sarin. „Django-shift“ (Whirlwind Recordings ✮✮✮✮) lautet nicht zufällig der Titel eines Werkes, das sich mit der Musik des genialen Sinti-Gitarristen Django Reinhardt auseinandersetzt. Der Fokus der Abbasi’schen Annäherung lag dabei zuvorderst auf dem Komponisten Reinhardt, nicht auf dem Saiten-Magier. Abbasi hörte sich konsequent durch Django’s Gesamt-Werk – und er las nebenbei ein Buch über den Meister-Pianisten Thelonious Monk. So entdeckte er Gemeinsamkeiten in deren beider Werk: „Freude und Sprungkraft!“ Monk-Inspiration kam also dazu… Man hört das am expliziten Swing und am coolen Groove dieser beeindruckenden Interpretationen.
Apropos Thelonious Monk. Die Geschichte hinter „Palo Alto“ (Impulse!/Universal ✮✮✮✮✮) ist einfach unfassbar schön. Wir schreiben das Jahr 1968, Martin Luther King wurde ermordet, die Rassenspannungen nehmen zu, die Lage droht zu eskalieren. An der Palo Alto-High School in Kalifornien setzt sich der Schüler Danny Scher in den Kopf, den Jazz-Piano-Giganten Monk einzuladen. Zunächst kauft niemand Tickets, weil’s schlicht keiner glaubt. Doch Thelonious Monk kommt tatsächlich – und spielt am 27. Oktober 1968 mit Charlie Rouse (Tenorsaxophon), Larry Gales (Bass) und Ben Riley (Schlagzeug) ein unglaublich beseeltes Set, dessen Zeuge wir mit dieser nun endlich geborgenen Perle werden können. Als Bonus zur fantastischen Musik gibt es ein Booklet mit raren Fotos und Original-Plakat.