Midsummer Records Zwischen Melancholie und Hardcore

Zum Jahresbeginn präsentiert Midsummer Records aus Tholey neue Musik deutscher Rockbands.

 Atlanta Arrivals Debütalbum „A Tale of Two Cities“ zeugt von internationaler Qualität mit Ohrwurmpotenzial.

Atlanta Arrivals Debütalbum „A Tale of Two Cities“ zeugt von internationaler Qualität mit Ohrwurmpotenzial.

Foto: Andreas Gabor

Das in Tholey beheimatete und von Tim Masson betriebene Ein-Mann-Indielabel Midsummer Records (Vertrieb: Cargo Records) hat kurz vor Jahresende eine Veröffentlichungsoffensive eingeläutet, die auch das Jahr 2020 des Labelmachers bestimmen wird.

 Hector Savage - Es sieht nicht gut aus

Hector Savage - Es sieht nicht gut aus

Foto: Midsummer Records

Los ging es im November mit Hector Savage und deren Album „Es Sieht Nicht Gut Aus“ (✮✮✮✮). Die Band, die nach einem Bösewicht aus der 1991 erschienenen David Zucker-Komödie „Die nackte Kanone 2 ½“ (Hauptrolle: Leslie Nielson) benannt ist und sich aus Musikern aus Hamburg, Berlin, Köln und Frankfurt zusammensetzt, hat wenig Komödiantisches. Sie gehört zu den kompromissloseren modernen Hardcore-Bands. Statt gesungen wird geschrien, wodurch die deutschen Texte nur bei sehr genauem Hinhören zu erahnen sind.

Die energiegeladenen Songs, die im bandeigenen Studio aufgenommen wurden, entwickeln aufgrund ihres Tempos und ihrer Komplexität einen besonderen Charme. Es fühlt sich beim Hören so an, als zöge einem ein Orkan über den Kopf hinweg, der ein leichtes Klingeln im Ohr hinterlässt.

 Atlanta Arrival - A Tale of Two Cities

Atlanta Arrival - A Tale of Two Cities

Foto: Midsummer Records

Die saarländische Band Atlanta Arrival ging 2018 aus The Satellite Year hervor. Allerdings wurde die Fertigstellung ihres Debütalbums „A Tale Of Two Cities“ (✮✮✮✮✮) vom Tod ihres Schlagzeugers Björn Mertz überschattet. Er starb im Mai 2018 an den Folgen eines Hirntumors. In Absprache mit dessen Familie entschlossen sich Atlanta Arrival, die Arbeiten an dem Album fortzusetzen. Sänger Daniel Rimedio produzierte die Songs, die von Phil Hillen in den hiesigen SU2-Studios abgemischt und gemastert wurden.

Man kann die Band nur beglückwünschen, dass sie nicht aufgab und die musikalische Vision von Mertz weitergeführt hat. „A Tale Of Two Cities“, im Dezember erschienen, ist ein starkes, progressives Emorock-Album von internationaler Qualität, das mit „Why“ und „Gravity“ zwei ganz unterschiedliche Ohrwürmer enthält: erstgenannter Song ist eher schwungvoll und der zweite eher balladesk.

Mit Rimedio hat die neu formierte, sechsköpfige Band, der mittlerweile Schlagzeuger David Iacolino und Flares-Gitarrist Christian Detzler angehören, einen stimmgewaltigen Frontmann, der die emotionalen Texte perfekt zu intonieren weiß.

 For Them All Sometimes - I dont feel like myself

For Them All Sometimes - I dont feel like myself

Foto: Midsummer Records/Midusummer Records

Das neue Jahr läutet Midsummer Records mit „Sometimes I Don’t Feel Like Myself“ (✮✮✮✮✮), dem Debüt des Trios For Them All, ein. Dominik Schmitt (Gesang und Gitarre), Henry Wenz (Bass) und Christoph Dreher (Schlagzeug) überzeugen mit einer Mischung aus Emorock, melancholischem Alternative Rock, eingängigen Melodien („Nothing At All“) und einem Faible für Lärm („Trouble Breathing“). Ein super Start für 2020.

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