Debüt von Cinder Well Junge Künstlerin mischt die Folk-Musik auf

✮✮✮✮✮✮ Cinder Well singt sich mit ihrem Debüt ins Herz der Hörer.

Der Folk dieses Jahres hat es in sich: das Schotten-Trio Three Queens In Mourning mit Bonnie Prince Billy („Hello Sorrow/Hello Joy“) und die Grande Dame des British Folk Shirley Collins („Hearts Ease“) legten auf höchstem Niveau vor. In der Jahresendliste dürfte indes Amelia Baker alias Cinder Well noch weiter vorne stehen. Sie vertritt die junge Generation des Genres – gleichwohl ihre wundersam reduzierten Folk-Weisen wie aus der Zeit gefallen scheinen. Was diese fabelhafte Stimme an Emotion zu entfalten vermag, benötigt schlichtweg nicht mehr als das Knarren, Schrubben und Streicheln von Saiten, ein paar Orgel-Schwingungen, einen Geigenstrich oder das Rotieren einer Drehleier. „Wandering Boy“ eröffnet „No Summer“ (Free Dirt Records) wie eine Andacht. Gewiss entscheidet sich bereits hier, ob der Hörer Top oder Flop sagt. Ein paar Folk-Vorerfahrungen dürften nützlich sein. Das anschließende Titellied ist ein melancholisches Mantra – in seiner Intensität kaum aus zu halten. Über neun spannende Minuten kreiselt sich „Our Lady’s“ ins Herz, dreieinhalb nur genügen „Fallen“. „The Cuckoo“ lockt mit Frühlings-Ahnung, hier vibriert plötzlich eine elektrische Gitarre. Cinder Well zog zum Irish-Folk-Studium von Kalifornien nach Irland. Jetzt ist sie auf Anhieb
Klassenbeste.

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