Max Ophüls Festival Film Darkroom: Wenn Lust und Gefahr sich vermischen

„Darkroom“ von Rosa von Praunheim: Komplexes und spannendes Gesellschaftsporträt.

 Mit Musical-Einlagen und bunten Settings stellt Rosa von Praunheim die Künstlichkeit seiner Erzählung aus.

Mit Musical-Einlagen und bunten Settings stellt Rosa von Praunheim die Künstlichkeit seiner Erzählung aus.

Foto: Missing Films

Beim 41. Filmfestival Max Ophüls Preis lief er zur Eröffnung, jetzt kommt er regulär in die deutschen Kinos: „Darkroom – Tödliche Tropfen“, von Rosa von Praunheim. Der neue Film des Regie-Altmeisters beruht auf einer Mord­serie im schwulen Milieu 2012, die damals nicht nur die Boulevardpresse in helle Aufregung versetzte, und dem folgenden Gerichtsverfahren in Berlin. Über Rückblenden entwickelt das Werk eine ganz eigene, opulent-groteske Erzählung um Liebe, Lust und Tod.

Der Film ist eine skurrile Tragödie, die nichts mit plattem Realismus eines konventionellen Dokudramas oder der behäbigen Vorhersehbarkeit etlicher „Tatort“-Krimis zu tun hat. Bis zum Ende bleiben die Verbrechen des „Darkroom-Mörders“ verstörend und unerklärlich. Dazu trägt besonders das zurückhaltende Spiel des Hauptdarstellers Bozidar Kocevski als Lars bei aber auch eine ins Irreale abdriftende Bild- und Tongestaltung sowie der immer wieder aufflackernde schwarze Humor.

Im Mittelpunkt steht Lars, ein Krankenpfleger aus Saarbrücken. Er zieht mit seinem Freund Roland (Heiner Bomhard) nach Berlin, wo sie gemeinsam eine Wohnung renovieren. Die Beiden scheinen glücklich zu sein, doch was Roland da noch nicht ahnt: Lars treibt sich heimlich im Berliner Nachtleben umher und er experimentiert mit tödlichen Substanzen. Das Werk zeigt, dass man jede scheinbar noch so vorhersehbare Geschichte immer auch anders erzählen kann. Ein Film von einem Regisseur, der seit 1967 für eine ganz eigene Handschrift steht. Die Fachzeitschrift „Filmdienst“ schreibt: „Mit theatralen Settings und Musical-Einlagen stellt er dabei die Künstlichkeit seiner Erzählung aus, verweigert sich moralischen Urteilen und lässt bewusst offene Fragen“. Rosa von Praunheim sei „ein vielschichtiges, spannendes Porträt einer Gesellschaft“ gelungen, die von Kontrollwahn und Abhängigkeit geprägt sei „und in der Lust und Gefahr manchmal nahtlos ineinander übergehen.“

Rosa von Praunheim wurde 1942 als Holger Mischwitzky in Riga, Lettland, geboren und ist seit den 70er Jahren einer der bekanntesten deutschen Filmemacher. In Saarbrücken erhielt er den Ehrenpreis des Festivals für sein Gesamtwerk von bis heute etwa 150 Kurz- und Langfilmen, aber auch Büchern, Bildern, Zeichnungen und Fotografien.

Deutschland 2019, 92 Min., Filmhaus Sb; Regie und Buch: Rosa von Praunheim; Kamera: Lorenz Haarmann; Musik: Bomhard, Niekisch, Wolter; Besetzung: Bozidar Kocevski, Heiner Bomhard, Katy Karrenbauer, Christiane Ziehl.

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