Ramen gut - alles gut Mit ungehemmten Schlürfgeräuschen

✮✮✮✮ „Ramen Shop“ von Eric Khoo erzählt, wie auch Familie durch den Magen geht.

 Der junge Koch Masato (Takumi Saitoh) geht in Singapur auf kulinarische und familiäre Spurensuche.

Der junge Koch Masato (Takumi Saitoh) geht in Singapur auf kulinarische und familiäre Spurensuche.

Foto: Neue Visionen

Ramen – so nennt sich die japanische Suppenspezialität, die eigentlich ein Arme-Leute-Gericht war, nach dem Zweiten Weltkrieg zum Volksessen avancierte und seit einigen Jahren von Toronto bis Berlin auch die westlichen Gastronomie-Szene erobert. Am besten wird Ramen durch die Geräusche beschrieben, die beim Essen der Suppe entstehen. Ein Ramen-Restaurant ist erfüllt von ungehemmten Schlürfgeräuschen, unter denen die heißen Nudeln aus der Schüssel in den Mund hinein gesogen werden. Gefolgt von einem wohligen Grummeln, wenn die gehaltvolle Brühe ausgelöffelt wird.

Diese zufriedenen Essgeräusche stehen auch am Anfang von Eric Khoos Film „Ramen Shop“. Der junge Koch Masato (Takumi Saitoh) macht sich nach dem Tod des Vaters auf nach Singapur, wo seine Eltern sich kennengelernt haben und er die ersten zehn Lebensjahre verbracht hat.

Der Vater war zur Zeit des Wirtschaftsbooms aus Japan hierher ausgewandert. Die Familie mütterlicherseits kam aus China nach Singapur, wo sie eine florierende Suppenküche aufbaute. Und so macht sich Masato auf eine kulinarische und familiäre Spurensuche durch die Stadt.

Die Großmutter, deren Mann im Krieg von japanischen Besatzern ermordet wurde, hat Masatos früh verstorbener Mutter nie verziehen, dass sie einen Japaner geheiratet hat. Nun versucht Masato die garstige Oma mit seinen Ramen-Kochkünsten für sich zu gewinnen. Dass nicht nur Liebe, sondern vor allem auch Familie durch den Magen geht, ist die schlüssige Grundannahme von Khoos „Ramen Shop“ – schließlich sind das gemeinsame Essen, die Geschmäcker und die Gerichte der Kindheit oft ein direkter Schlüssel zur familiären Erinnerungsarbeit.

Geschmeidig verbindet der singapurische Filmemacher kulinarische Reisen durch seine multikulturelle Heimatstadt mit historischen Exkursen und einer herzergreifenden Familiengeschichte, die von Emigration und Weltkriegserfahrungen geprägt ist. Dass am Ende eine gute Ramen-Suppe alle Generationen wieder miteinander versöhnt, ist sicherlich kein überraschendes Happy End, das man jedoch mit fundiertem Wohlwollen und begleitet von beruhigenden Schlürfgeräuschen gerne in sich aufnimmt.

Singapore/Japan/Frankreich 2018, 90 Min., Camera Zwo (Sb); Regie: Eric Khoo; Buch: Tan Fong Cheng, Wong Kim Hoh; Kamera: Brian Gothong Tan; Musik: Kevin Mathews; Besetzung: Takumi Saitoh, Seiko Matsuda, Mark Lee, Jeanette Aw.

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