Liebesgeschichte per Mail Fehling und Tschirner in „Gut gegen Nordwind“

✮✮✮ „Gut gegen Nordwind“ von Vanessa Jopp: Liebesgeschichte mit arg bemühter Handlung

 Nora Tschirner als Emmi.

Nora Tschirner als Emmi.

Foto: Sony/Sony Pictures

Emmi Rothner ist nicht amüsiert. Sie möchte ihr Abonnement der Zeitschrift „Like“ kündigen, hat dafür per Mail den zuständigen Verlag angeschrieben – und erhält partout keine Antwort. Weshalb sich ihr Tonfall verschärft. Damit reizt sie über Gebühr das Nervenkostüm von Leo Leike, denn der ist wegen eines (konstant unkorrigierten) Rechtschreibfehlers der unfreiwillige Adressat von Emmis Mails. Leo hat den Hals, weil seine Freundin Marlene ihn auch im Zeichen höchster Verletzlichkeit düpierte. Deshalb sieht Leo sein Leben in Scherben, und genau jetzt meldet sich ständig diese Person. Er beantwortet diese Mail und erhält eine freche Antwort. Das lässt er nicht auf sich sitzen, ein Wort gibt das andere...

Wer Daniel Glattauers Roman gelesen hat, weiß, wie es weitergeht mit der Geschichte der beiden, die über die Mailtastatur heftigste Gefühle füreinander zu entwickeln beginnen. So viel sei verraten: Buch und Film teilen nicht den gleichen Schluss. All denen, die das Buch nicht kennen, sei gesagt, dass dies hier in „Gut gegen Nordwind“ (★★★) eine Liebesgeschichte mit arg bemühtem Handlungsverlauf ist. Das ist hier allerdings nicht so schlimm, weil die beiden Hauptdarsteller sich als Glücksgriff erster Güte für ihre Rollen erweisen. Die erste halbe Stunde gehört Alexander Fehling, der das Spektrum zwischen Selbstgewissheit und Dünnhäutigkeit beim modernen Mann ausgestaltet. Dann kommt Nora Tschirner ins Spiel. Die ist schauspielerisch gereift in einer im besten Sinne erwachsenen Weise, die es ihr erlaubt, auch anspruchsvolle emotionale Momente in ergreifender Wahrhaftigkeit auszugestalten. Fehling und Tschirner sind auch deshalb so gut, weil sie in ihren Rollen aufgehen, ohne damit aufzutrumpfen was sie so alles drauf haben.

Deutschland 2019, 122 Min.; Regie: Vanessa Jopp; Buch: Jopp, Jane Ainscough; Kamera: Sten Mende; Musik: Hauschka; Besetzung: Nora Tschirner, Alexander Fehling, Ulrich Thomsen, Ella Rumpf.

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