Jetzt im Kino Mit der Glühbirme zum Strahlemann

✮✮✮ Neu: „Edison – Ein Leben voller Licht“ von Alfonso Gomez-Rejon mit B. Cumberbatch.

 Thomas Edison (Benedict Cumberbatch) setzt seine Erfindung ins rechte Licht. 

Thomas Edison (Benedict Cumberbatch) setzt seine Erfindung ins rechte Licht. 

Foto: Leonine Verleih/Dean Rogers

Eine ganze Zugladung schwerreicher Investoren aus New York hat Thomas Edison mitten in der Nacht nach Menlo Park in New Jersey herbeizitiert, wo der berühmte Erfinder sie mit Zigarre im Mundwinkel wie ein Messias empfängt. Auf sein Zeichen hin wird der Schalter umgelegt und um ihn herum leuchten an die hundert Lampen in perfekten konzentrischen Kreisen. Kein Zweifel – Edison (Benedict Cumberbatch) weiß, wie er sich und seine Erfindung ins richtige Licht setzt. Denn seine Glühbirne, da ist er sich sicher, wird schon bald die ganze Welt erleuchten.

Aber im Jahr 1880 geht erst einmal darum, die USA zu elektrifizieren. Der von Edison verwendete Gleichstrom überwindet keine großen Distanzen, wodurch die Elektrifizierung des ganzen Landes zu einer kostspieligen Angelegenheit werden kann. Edison ist ein genialer Erfinder, aber kein guter Geschäftsmann und zudem ein Mensch mit Prinzipien: „Das einzige Gerät, das ich nie bauen werde, ist eines, das einen Menschen tötet“ sagt er und schlägt die Millionenofferten der Rüstungsindustrie aus. Sein Konkurrent George Westinghouse (Michael Shannon) in Pittsburgh setzt mit seinem Unternehmen auf Wechselstrom, mit dem ein landesweites Netz deutlich billiger aufgebaut werden könnte. Zwischen den beiden Pionieren entwickelt sich ein Wirtschaftskrieg über die Vorherrschaft auf dem Strommarkt. Edison ist fest davon überzeugt, dass Wechselstrom zu gefährlich ist. Zum Beweis setzt er ein Pferd unter Wechselstrom, das vor den Augen der Presse tot umfällt. Dies wiederum weckt das Interesse des Ingenieurs Southwick Brown, der auf der Suche nach einer „humanen“ Exekutionsmethode durch Elektrizität ist.

Mit kräftigen Pinselstrichen werden die Kontrahenten und das Erfindermilieu des frühen 19.Jahrhunderts gezeichnet. Äußerst plastisch werden die Figuren des eitlen Genies Edison und des planvollen Unternehmers Westinghouse charakterisiert und aufeinander los gelassen. Dabei scheint sich Regisseur Gomez-Rejon („Ich und Earl und das Mädchen“) mit dem umtriebigen Erfinder auf Augenhöhe bewegen zu wollen. Mit gewagten Schnittkombinationen und viel Kameraakrobatik versucht er das staubige Genre des Biopics durch ästhetische Spielereien aufzufrischen. Das entwickelt durchaus eine gewisse visuelle Strahlkraft, führt aber auch zu einer etwas plakativen Charakterisierung der Figuren, die einen seltsam unberührt lassen.

USA/Russ/GB 2017, 103 Min.,
Camera Zwo (Sb); Regie: Alfonso Gomez-Rejon; Buch: Michael Mitnick; Kamera: Chung Chuing-hoon; Besetzung: Benedict Cumberbatch, Michael Shannon, Tom Holland,
Nichols Hoult.

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