Neu im Kino Britische Schauspielkunst sorgt für Spaß

✮✮✮ Neu im Kino: „Mrs Taylor’s Singing Club“ von Peter Cattaneo mit Kristin Scott Thomas.

 Die Offiziersehefrau Kate (Kristin Scott Thomas) leitet einen Soldatenfrauenchor.

Die Offiziersehefrau Kate (Kristin Scott Thomas) leitet einen Soldatenfrauenchor.

Foto: Leonine Filmverleih/Aimee Spinks

„Wir haben nicht das Privileg gegen den Krieg zu sein“ sagt Lisa (Sharon Horgan) zu dem Friedensaktivisten und gibt ihm das Flugblatt wieder zurück. „Wir sind mit ihm verheiratet“. Die Gruppe von Frauen, die sich da in der Marktpassage gruppiert, um ihr erstes Chorkonzert zu geben, ist aus der nahe gelegenen Militärbasis in das englische Städtchen gekommen. Während ihre Männer (und eine Frau) in den Krieg nach Afghanistan gezogen sind, versuchen die Ehefrauen sich gegenseitig bei Laune zu halten.

Gerade hat die Netflix-Doku „Father Soldier Son“ eindringlich gezeigt, welchen gewaltigen Zerreißproben diese Familien ausgesetzt sind. Der britische Regisseur Peter Cattaneo („Ganz oder gar nicht“) wählt in „Mrs. Taylor‘s Singing Club“ einen deutlich verdaulicheren Erzählansatz, indem er das Thema in ein musikalisches Feel-Good-Movie einkleidet. Kristin Scott Thomas spielt die Offiziersehefrau Kate, die ihren Sohn im Kriegseinsatz verloren hat.

Die resolute Soldatengattin sieht es als ihre Pflicht an, den anderen Frauen auf dem Armeecampus zur Seite zu stehen. Aber Kaffeetrinken, Strickkurse und gemeinsame Weinabende sind nicht nach ihrem Geschmack. Schließlich kommt die Idee auf, einen Soldatenfrauenchor zu gründen. Es dauert nicht lange und dann steht ein Auftritt beim Armee-Gedenktag in der Londoner Royal Albert Hall auf dem Programm.

Was die Handlungsführung angeht, welche die Sangesgruppe über einige Krisen zum finalen Triumph führt, arbeitet Cattaneo ohne nachweisbare Überraschungen und Innovationen. Auch bei den Charakterisierungen der verschiedenen Frauenfiguren bleibt es bei den üblichen Verdächtigen von der zugeknöpften Offiziersgattin über das unscheinbare Mauerblümchen mit der Stimme aus Gold bis hin zur blutjungen, zartgliedrigen Soldatenfrau, die nach dem Tod ihres Mannes in der Frauengemeinschaft Trost findet. Dass der Film trotz seiner beeindruckenden Vorhersehbarkeit Spaß macht, liegt allein am frisch aufspielenden Frauenensemble, das die sentimentalsten Momente mit einem beherzten Understatement unterlegt, wie es die britische Schauspielkunst über Generationen perfektioniert hat.

GB 2020, 112 Min.; Camera Zwo (Sb); Regie: Peter Cattaneo; Buch: Rosanne Flynn, Rachel Tunnard; Kamera: Hubert Taczanowski; Musik: Lorne Balfe; Besetzung: Kristin Scott Thomas, Sharon Horgan, Greg Wise, Jason Flemyng.

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