Kino-Tipp Der Konflikt als Quelle der Harmonie

✮✮✮ „Monsieur Claude 2“ von Philippe de Chauveron: Solide Fortsetzung des Kassenhits.

 Da freuen sich die Ehefrauen, die alsbald auf einen Trip durch die französische Provinz geschickt werden.

Da freuen sich die Ehefrauen, die alsbald auf einen Trip durch die französische Provinz geschickt werden.

Foto: Neue Visionen Filmverleih/ARNAUD_BORREL/Neue Visionen Filmverleih

12,3 Millionen Zuschauer in Frankreich, 3,7 Millionen in Deutschland, 19,8 Millionen weltweit – das ist für einen europäischen Film eine schwindelerregende Erfolgsbilanz. Geschafft hat dies 2014 die französische Multi-Kulti-Komödie „Monsieur Claude und seine Töchter“. Das Lustspiel ging das Thema Rassismus frontal und zugleich mit einer augenzwinkernden Versöhnlichkeit an.

Vier Jahre später versammelt Regisseur Philippe de Chauveron die familiäre Chaos-Truppe noch einmal vor der Kamera, um die gewonnene, multikulturelle Harmonie auf den Prüfstand zu stellen. Nach den Hochzeiten ihrer Töchter haben sich Claude Verneuil (Christian Clavier) und seine Frau Marie (Chantal Lauby) auf eine Weltreise begeben, um die Schwiegereltern ihrer Kinder in Algerien, China, Israel und der Elfenbeinküste zu besuchen. Zurück in Frankreich genießen sie wieder Brie, Rotwein und den Duft frischer Kuhweiden in der Provinz.

Aber ihre nächste Herausforderung lässt nicht lange auf sich warten. Die Schwiegersöhne haben sich zwar ins Familiengefüge integriert, aber beruflich eröffnen sich für sie in Paris kaum Perspektiven. Und überraschend schnell nehmen die Ehefrauen die Auswanderungssehnsüchte ihrer Männer auf. Dass sie ihre Enkelkinder nur noch alle Jahre in Indien, Israel, China oder Algerien besuchen können, ist für Claude und Marie unvorstellbar. Und so starten sie eine kleine, fingierte Werbetour durch die französische Provinz. Ein Schauspieler wird für die Rolle eines afrikanischen Winzers bezahlt, eine bestochene Theaterleiterin engagiert Charles als Othello, eine leerstehende Fabrikhalle bietet Raum für neue Start-Up-Pläne und dann sind da ja auch noch die Schlösser der Loire, deren Schönheit die Ausreisewilligen zum Bleiben bewegen soll.

Nach einer etwas holprigen ersten halben Stunde nimmt „Monsieur Claude 2“ allmählich komödiantische Fahrt auf und stellt das multikulturelle Selbstverständnis Frankreichs satirisch auf den Prüfstand. Bissige Spitzen und flache Kalauer haben hier nebeneinander Platz und solange Chauveron das Tempo hält, geht das erneut gut auf. Der Überraschungseffekt über die Unverfrorenheit, mit der der erste „Monsieur Claude“ zu Werke ging, weicht in der Fortsetzung nun einer Erwartungshaltung, die der Film manchmal etwas zu angestrengt zu erfüllen versucht. Die grundsätzliche Haltung, dass es besser ist, Vorurteile auf den Tisch zu bringen anstatt sie herunter zu schlucken, behält jedoch auch das Sequel bei, genauso wie ein versöhnliches Happy End, das die Freude am Konflikt als Quelle der Harmonie feiert

Frankreich 2019, 99 Min., Camera Zwo (Sb); Regie: Philippe Chauveron; Buch; Chauveron, Guy Laurent; Kamera: Stéphane Le Parc; Besetzung: Christian Clavier, Chantal Lauby, Ary Abittan, Medi Sadoun.

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