Der geheimnisvolle Roman des Monsieur Pick Eine gewitzte und unterhaltsame Geheimniskrämerei

✮✮✮ „Der geheime Roman des Monsieur Pick“ von Rémi Bezancon: Eine Detektivgeschichte mit Charme und Stil.

 Literaturkritiker Jean-Michel Rouche bei der Arbeit. Das ist mal wieder eine Paraderolle für Fabrice Luchini.

Literaturkritiker Jean-Michel Rouche bei der Arbeit. Das ist mal wieder eine Paraderolle für Fabrice Luchini.

Foto: Neue Visionen Filmverleih

Die Literaturwelt steht Kopf. Ein bislang unveröffentlichter Roman, aufgestöbert in einer Dorfbücherei in der Bretagne, wo in einem kleinen Nebenraum die Bibliothek der unveröffentlichten Manuskripte eingerichtet wurde, hat sich zum Mega-Seller gemausert. Alle sind gerührt von der tief empfundenen Gefühligkeit der Liebesgeschichte, der einfachen, aber empfindsamen Sprache, den unverstellt wahrhaftig gezeichneten Figuren. Kaum zu glauben, dass das alles aus der Feder eines Pizzabäckers mit Namen Henri Pick stammt, der sich aber nicht erklären kann, weil er vor einigen Jahren schon das Zeitliche segnete.

Literaturkritiker Jean-Michel Rouche wittert indes Unrat. Ihm kommt die Sprache des Romans nicht authentisch vor, er zweifelt in seiner TV-Show Picks Autorenschaft an und gibt das Picks anwesender Witwe überdeutlich zu verstehen. Tags drauf ist Rouche seine Reputation und damit die Sendung und alle anderen Jobs los. Um sich zu rehabilitieren, macht er sich umso entschlossener auf den Weg in die Bretagne. Unterkunft und Partnerschaft findet er ausgerechnet bei Picks Tochter Josephine.

Dies ist kein witziger (wenngleich es eine sehr komische Szene gibt) Film, wohl aber ein sehr gewitzter, weil hier verschiedenste Topoi des Geheimnisfilms gekonnt gegen den Strich gebürstet werden. Normalerweise kommt ein Fremdling mit guten Absichten in die Provinz. Hier aber ist das schon von der Besetzung her anders, denn mit Fabrice Luchini agiert in der Rouche-Rolle der Schauspieler mit der besten Reputation für schnell beleidigte, selbstgefällige Charaktere. Quasi aus dem kleinen Finger schüttelt er mit Rouche eine Karikatur des eitlen Großstadtintellektuellen, um sich dann schrittweise den Respekt und die Sympathien der Zuschauer zu erobern. Es könnte ja was dran sein am Verdacht, dass Henri Pick kein Schriftsteller war. Für die Erdung im Spiel, akademisch und emotional, sorgt einmal mehr Camille Cottin (zur Zeit als Psychiaterin in „Einsam Zweisam“ zu sehen), die sich hier auch eine Rolle ohne Glamour zur Delikatesse ausgestaltet.

Der Film um diese beiden formidablen Hauptdarsteller herum verquirlt Mediensatire im Stile Helmut Dietls mit der ungebremsten Freude an literarischer Detektivarbeit und wie man dieser das Leben schwer machen kann. Geradeso wie es Arturo Perez-Reverte in seinem Roman „Der Club Dumas“ so hinreißend beschrieb. Und ja, auch die Romantik kommt nicht zu kurz, und fast wirkt alles wie eine Degeto-Produktion, aber eine auf französisch. Es hat eben Charme und Stil, ist spannend, romantisch und so unterhaltsam, wie man das von einem Kinofilm verlangen darf.

Frankreich/Belgien 2019, 101 Min., Camera Zwo (Sb); Regie: Rémi Bezancon; Buch: Bezancon, Vanessa Portal; Kamera. Antoine Momod; Musik: Laurent Perez del Mar; Besetzung: Fabrice Luchini, Camille Cottin, Alice Isaaz, Bastien Bouillon.

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