Eine Doppelhochzeit als Polit-Schachzug Doch die Kinder haben ihren eigenen Kopf

„Ein königlischer Tausch“ von Marc Dugain

 Die vierjährige Maria Anna Victoria (Juliane Lepoureau) wird mitdem elfjährigen König Ludwig XV. verheiratet.

Die vierjährige Maria Anna Victoria (Juliane Lepoureau) wird mitdem elfjährigen König Ludwig XV. verheiratet.

Foto: Alamode Film

Strenge Etikette im innen- und außenpolitischen Handeln knebelt Europas Herrscherhäuser zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Mit einem Händedruck oder einem Dekret ist es nicht getan, damit verfeindete Nationen wieder in Frieden zueinander finden. Nicht einmal dann, wenn die Regenten der gleichen Blutlinie entsprangen. Diese Situation besteht im Jahre 1721 zwischen Frankreich und Spanien. Damit die Lage sich nachhaltig entspannt, unterbreitet Frankreich dem spanischen Thron eine Doppelhochzeit, sofern der seine Ansprüche an Frankreich fallen lässt. Einerseits soll Spaniens Infantin Marie Victoire mit Frankreichs designiertem Thronfolger Louis XV verheiratet werden. Im Gegenzug ehelicht Spaniens kommender Monarch Luis die Philippe d’Anjous schöne Tochter Louise Elisabeth.

Auf dem diplomatischen Parkett gilt die Doppelhochzeit als Genialer Schachzug zum gegenseitigen Nutzen. In der Realität sieht die Sache etwas anders aus. Louis XV muss allzu schnell die Regierungsgeschäfte übernehmen und verspürt keinerlei Gefühl für die Infantin, die doch gerade einmal vier Lenze zählt. Auf der anderen Seite der Grenze ist Luis zwar ganz entzückt von Louise Elisabeth, doch die rächt sich am ungewollten Ortswechsel mit rüder Missachtung des neuen Zuhauses und der ehelichen Pflicht, für einen Nachfolger den Schoß zu öffnen. Das Klima an den Höfen beginnt sich zu verdüstern.

Das ist eine delikate und komplizierte Gemengelage, mit der sich „Ein königlicher Tausch“ einer historischen Episode annimmt, von der die wenigsten bislang etwas gewusst haben dürften. Einen spannenden Film wie etwa „The Favourite“ darf man hier nicht erwarten. Regisseur Marc Dugain befleißigt sich präziser Rekonstruktion historischer Dekors und Kostüme. Erotische Details bleiben ebenso ausgeklammert wie auf dramatische Hitze zugespitzte Sprachgefechte. Umso mehr dürfen Nuancen aufblitzen, ironische Dialogtupfer, aber auch eine Tendenz zur sachlich nüchternen Beschreibung. Die Inszenierung setzt streng auf Diskretion.

Frankreich/Belgien 2017, 100 Min., Camera Zwo (Sb); Regie: Marc Dugain; Buch: Dugain, Chantal Thomas; Kamera: Gilles Porte; Musik: Marc Tomasi; Besetzung: Lambert Wilson, Anamaria Vartolomei, Olivier Gourmet, Catherine Mouchet.

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