Kinostart Hier geht’s mit Leichtigkeit ans Eingemachte

✮✮✮✮ „Kirschblüten & Dämonen“ von Doris Dörrie: Smarte Gespenstergeschichte mit Magie.

 Karl (Golo Euler) und Yu (Aya Irizuki).  Foto: Constantin Film/Mathias Bothor

Karl (Golo Euler) und Yu (Aya Irizuki). Foto: Constantin Film/Mathias Bothor

Foto: 2018 Constantin Film Verleih/Mathias Bothor

Mit „Kirschblüten – Hanami“ gelang der Filmemacherin Doris Dörrie anno 2008 ein bayrisch-japanisches Liebesdrama, das zum großen Berlinale-Liebling avancierte und mehr als eine Million Zuschauer ins Kino lockte. Zehn Jahre später folgt nun die Fortsetzung.

Und weil sie schon gestorben sind, treten Trudi und Rudi (Hannelore Elsner, Elmar Wepper) nun nur noch als Geister auf. Deren Sohn Karl (Golo Euler) führt ein denkbar tristes Leben. Unerwartete Hilfe naht mit der Japanerin Yu, die plötzlich vor der Türe steht: „I am Yu“ grüßt die Dämonin programmatisch. Einst spielte sie den guten Geist für den todkranken Vater Rudi, nun will Yu den orientierungslosen Sohn auf die richtige Spur bringen. Vor der Erleuchtung gilt es, alte Trauma-Trümmer abzuräumen: Belastende Erinnerungen an die Kindheit. Das zerrüttete Verhältnis zu Eltern und Geschwistern. Nicht nur im Privaten, auch politisch besteht Klärungsbedarf: Von väterlichen Altlasten aus der NS-Vergangenheit bis zum rechtslastigen Bruder, dessen Sohn rigoros gegen den „AFP“-Papa rebelliert. Mit wenigen Pinselstrichen gelingt es Doris Dörrie, die Figuren ihre Familienaufstellung psychologisch plausibel zu entwerfen und dabei mit dem sonst oft vernachlässigten Empathie-Potenzial gut auszupolstern. Wie im Vorgänger geht es mit angenehmer Leichtigkeit ums Eingemachte: Wie läuft dein Leben? Warum klemmt das Glück? Was tun? Traditionell verspielt werden Identitätssuchen mit putzigen Masken bebildert: Mann mit großem Katzenkopf schlendert durch die hektischen Massen an Tokios ikonischer Zebrastreifen-Kreuzung – solche Bilder besitzen nahezu Klassikerqualitäten, grandios sind sie allemal. Mit dem smarten Sequel der Gespenstergeschichte erweist sich die Dörrie einmal mehr als unterhaltsame Kinoerzählerin mit Magie und Mehrwert.

D 2019; 116 Min., Filmhaus (Sb); Regie und Buch: Doris Dörrie; Kamera: Hanno Lentz; Musik: Karsten Fundal; Besetzung: Golo Euler, Aya Irizuki, Birgit Minichmayr, Elmar Wepper, Hannelore Elsner, Felix Eitner.

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