Kino-Tipp Charmant lächelnder Abschied Redfords

„Ein Gauner & Gentleman“ von David Lowery: Gangsterkomödie mit wahrem Kern.

 Casey Affleck jagt Robert Redford, der den Bankräuber Forrest Tucker verkörpert.

Casey Affleck jagt Robert Redford, der den Bankräuber Forrest Tucker verkörpert.

Foto: DCM/Eric Zachanowich

Ein guter Titel ist die halbe Miete für einen Film. Dieser hier hat gleich zwei gute, denn sowohl der deutsche Titel als auch der Originaltitel „The Old Man and the Gun“ treffen den Nagel auf den Kopf. Denn erstens ist Forrest Tucker schon jenseits der 70, zweitens ist er im Besitz eines Revolvers. Und außerdem ist er ein Gauner, der Banken ausraubt, aber eben auch ein Gentleman, weil er dabei höflich zu Werke geht. Er lächelt sogar.

All dies und noch ein paar Fakten mehr (60 Überfälle in einem Jahr ,30 Fluchtversuche aus dem Gefängnis, 18 mal erfolgreich) finden sich in einem Artikel, den David Grann für The New Yorker verfasste. So eine Biografie lässt sich leicht glorifizieren, aber dass es dann so charmant ausfallen würde, wie es nun im neuen Film von David Lowery der Fall ist, war nicht zu erwarten. Und das will was heißen, denn die Titelrolle spielt Robert Redford.

Es war bereits früh bekannt geworden, dass dieser Film Redfords Leinwandabschied als Schauspieler markieren soll. Diverse Gründe legen dies als gute Wahl dar. Redford kann noch einmal den Charmeur mit dunklem Unterton markieren; ein Rollentyp, den er auf dem Gipfel seines Ruhms in den 70er Jahren vor allem in „Der große Gatsby“ in Perfektion ausgestaltete.

Redford hat auch in weit fortgeschrittenem Alter einen nachvollziehbaren Schlag bei Frauen. Die Szenen, in denen er die 13 Jahre jüngere Sissy Spacek aufbringt und umbuhlt, zeugen von einer so unverschämt souveränen Lässigkeit in Dialog und Mimik, wie man sie in vergleichbarer Reife und Qualität davor nur zwischen Dustin Hoffman und Emma Thompson in „Liebe auf den zweiten Blick“ sah. Und das ist zehn Jahre her. Und wie in den 30 Jahren zuvor in seiner Karriere, lässt Redford seiner Eitelkeit wieder einmal freien Lauf, wenn er mit 82 einen Ganoven spielt, der von Tatopfern als Gentleman um die Mitte 50 beschrieben wird.

Unter dem Gesichtspunkt filmischer Finesse punktet dieser Film allein im Blick auf Understatement. David Lowery ist kein Visionär, er beschränkt sich auf das Nötige, was reicht. Er hat eben Redford und in den Nebenrollen erlesene Qualität. Neben Spacek sind das Casey Affleck als Ermittler auf Tuckers Spuren sowie Danny Glover und Tom Waits als Tuckers Komplizen. Der Kitt, der alles zusammen hält, ist das vorzügliche Dialogbuch, das sich die ironische Lässigkeit von Autoren wie Donald Westlake und Elmore Leonhard glänzend zu eigen macht.

Sicher hätte Robert Redford auch glanzvoller Goodbye sagen können, aber er blieb seinem Stil treu – charmant und mit einem Lächeln.

USA 2018, 94 Min., Camera Zwo (Sb); Regie und Buch: David Lowery; Kamera: Joe Anderson; Musik: Daniel Hart; Besetzung: Robert Redford, Casey Affleck, Sissy Spacek, ­Danny Glover.

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