Zurück in den britischen Adelskreisen Königlicher Besuch für Familie Crawley

✮✮✮ „Downton Abbey“ von Michael Engler: Gepflegtes Kostüm-Entertainment für Fans der Serie

 Ein Tänzchen in Ehren: Matthew Goode als Henry Talbot und Michelle Dockery als Mary Crawley.

Ein Tänzchen in Ehren: Matthew Goode als Henry Talbot und Michelle Dockery als Mary Crawley.

Foto: UPI/Jaap Buitendijk

Auf dem Landsitz der Familie Crawley hat man schon allerlei Hürden nehmen dürfen. Neu aber ist, dass der König auf seiner diesjährigen Tour durch die Provinz auch in Downton Abbey Station machen wird. Das beinhaltet nicht nur eine Parade, Lunch und Dinner auf dem Programm, sondern vor allem jene Vorgänge, die hinterher nicht in der Zeitung stehen. Dazu gehört, dass der leitende Hausdiener kurzfristig seinem erfahrenen Vorgänger das Feld räumen muss. Zugleich legt eine Heerschar königlicher Diener, Köche und Hausdamen das angestammte Personal von Downton Abbey auf Eis; eine Schmach, die man nicht auf sich sitzen lassen will; und es auch nicht wird. Zwei verfeindete Cousinen belauern sich wegen einer nicht standesgemäßen Erbschaftsangelegenheit und hinter den Kulissen erhärtet sich der Verdacht, dass ein Attentat auf seine Majestät geplant sein könnte.

Es gibt zwei naheliegende Sichtweisen zu diesem ersten Kinoausflug der beliebten TV-Serie. Der Blick auf britische Lebensart mit hochgeschlossenen Hemdkrägen, halsbrecherisch toupierten Bopfrisuren und scheinbar unerschöpflich sprudelnden Finanzquellen bei nicht minder unerschöpflichem Vorrat an jenen spitzen Bemerkungen, die auf dieser Seite des Ärmelkanals als Understatement hoch geschätzt wird. Es ist ein Blick zurück in die letzten glorreichen Tage des British Empires und damit ein Blickwinkel, wie sich auch eine Menge Briten heute noch am liebsten sehen. Das ist auf seine Weise so antiquiert, wie es bedauerlicherweise hochaktuell ist; Man könnte glatt von Pro Brexit-Kino sprechen. Ebenso kann man das Ganze auch als eine Art Remake light von edlen Familiendramen a la „Die Forsythe Saga“ und „Das Haus am Eaton Place“ begreifen. Die gerechtfertigteste Betrachtung läuft ganz einfach auf einen Film für die Fans der Serie hinaus. Alle lieb gewordenen Schauspieler füllen ihre Rollen noch einmal mit lässiger Selbstverständlichkeit aus und tragen dazu ihre bestechend elegante Garderoben (obwohl, die Kniebundhosen der Männer zu Frack und Hosenband sehen schon arg ungünstig aus) zur Schau. Es gibt sanfte Anflüge von Spannung wegen des möglichen Attentats und etwas Kratzen am heißen Eisen, wenn sich eine Herrenrolle als schwul outet. Die meiste Zeit aber bewegen sich die Sympathien und Feindseligkeiten in jenem lauwarmen Minzaroma, wo garantiert nichts anbrennt, weil in dieser Art des gepflegten Kostümentertainments kein unnützes Risiko eingegangen wird. Alle, die sich mehr oder minder offen Adel verpflichtet fühlen, sind hier bestens aufgehoben.

GB 2019, 123 Min., Camera Zwo (Sb); Regie: Michael Engler; Buch: Julian Fellowes; Kamera: Ben Smithard; Musik: John Lunn; Besetzung: Hugh Bonneville, Elizabeth McGovern, Michelle Dockery, Jim Carter.

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