Luciano Pavarotti Sänger, Superstar, Frauenheld – und eine Portion Spaghetti

✮✮✮ „Pavarotti“ von Ron Howard: Filmporträt mit Aufnahmen aus drei Jahrzehnten und etlichen Zeitzeugen.

             So ist der Italiener mit den herzlich funkelnden Augen vielen Zeitgenossen in Erinnerung geblieben: Luciano Pavarotti.   Foto: Wild Bunch Germany

So ist der Italiener mit den herzlich funkelnden Augen vielen Zeitgenossen in Erinnerung geblieben: Luciano Pavarotti. Foto: Wild Bunch Germany

Foto: Wild Bunch Germany

Kaum zu glauben, aber im September waren es zwölf Jahre seit dem Tode Luciano Pavarottis. Der Italiener mit den herzlich funkelnden Augen und dem ansteckenden Lachen war der größte Opernstar des ausgehenden 20. Jahrhunderts mit über 26 Millionen verkauften Tonträgern. Seine wohl größte Rolle war die des Kriegsherrn Calaf in Puccinis letzter Oper „Turandot“ mit der Arie „Nessun Dorma“ (Keiner schlafe) mit dem berühmten Finale „Vincero! Vincero!“. Am Ende dieses über 100 Minuten langen Filmporträts darf man noch einmal Pavarottis Vortrag dieser Arie genießen und sich wundern, wieso in jener Zeit der englische Amateur Paul Potts mit der gleichen Arie zum Popstar aufsteigen konnte. Der Vergleich in Technik und Ausdruckstiefe hätte sicher auch einen interessanten Einblick in den Vermarktungszirkus unserer Zeit erlaubt, aber dazu mochte Regisseur Ron Howard sich nicht hinreißen lassen.

Howard machte zunächst Karriere als Kinder- („Music Man“) und Jugendstar („American Graffity“). Später feierte er als Regisseur Erfolge („Apollo 13“, sein Oscar-Triumph „A Beautiful Mind“ und die drei Dan-Brown-Thriller mit Tom Hanks). Dieser Ron Howard legte vor drei Jahren mit „The Beatles: Eight Days A Week“ einen superben Rückblick auf die Tourneejahre der Beatles vor – und mit dem gleichen Enthusiasmus hat er sich nun des Mythos Pavarotti angenommen.

Der Film folgt traditionellen Mustern, klopft den Lebenslauf chronologisch ab und betreibt Fleißarbeit mit Bild- und Filmdokumenten aus den 1960er, 70er und 80er Jahren. Schillernd ist die Auswahl der Gesprächspartner, von den windigen, für die Karriere aber immens wichtigen Managern Herbert Breslin und Tibor Rudas über Weggefährten (u.a. Bono) bis zur kenntnisreichen Kommentierung durch Pavarottis Partner bei den Drei Tenören, Josep Carreras und Placido Domingo, dessen Absturz zur Persona non grata zwei Monate nach der Premiere des Films erfolgte, weshalb Ron Howard ihn nicht aus dem Film herausschnitt.

Als Porträt erfüllt der Film seine Pflicht, weil er Lust darauf macht, sich tiefer mit Pavarotti und seiner Musik zu beschäftigen. Das wiegt in der Summe schwerer als der Mangel an dokumentarischer Auseinandersetzung mit Pavarotti als Sänger, Superstar, Frauenheld. Die mutmaßlich größte Enthüllung gelingt dem Werk mit Fotos von Pavarotti als jungem Mann Anfang 30, ohne Bart, dafür mit Hut, ein bisschen bärbeißig und enorm stattlich. Dieser Pavarotti sieht aus wie der kleine Bruder von Carlo Pedersoli, besser bekannt als Bud Spencer. Welche Metamorphose danach erfolgte – darauf eine Portion Spaghetti Napoli.

USA 2019, 104 Min.; Regie: Ron Howard; Buch: Mark Monroe, Cassidy Hartmann; Kamera: A.Baumann, M.Dwyer, P.Sacco.

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