Neu im Kino Wenn das Radium in der Nacht extra grün leuchtet...

✮✮✮ Marie Curie – Elemente des Lebens“ von Marjane Satrapi: Biografie einer außergewöhnlichen Frau.

  Rosamunde Pike als energische Wissenschaftlerin.

Rosamunde Pike als energische Wissenschaftlerin.

Foto: Studiocanal

Sie wurde mit dem Nobelpreis in zwei wissenschaftlichen Disziplinen ausgezeichnet. Für diese Leistung wird Marie Curie bis auf weiteres konkurrenzlos in den Geschichtsbüchern glänzen. Die begnadete Forscherin musste sich in einer von Männern dominierten Welt behaupten und schaffte es gegen Widerstände zur Professur und einem Leitungsposten an der Sorbonne. Das lässt auf größte Beharrlichkeit schließen. Außerdem war sie mehrfache Mutter und musste den furchtbaren Unfalltod ihres Mannes wegstecken. All dies verdichtet sich zu einer gewaltigen Biografie, die von der Filmwelt nicht unbeachtet bleiben konnte.

Lange Zeit war „Madame Curie“ das Maß der Dinge; eine MGM-Produktion aus dem Jahre 1943 mit Greer Garson in der Titelrolle. Zum 150-jährigen Geburtstag kam 2017 unter dem nüchternen Titel „Marie Curie“ ein französischer Film heraus. Regisseurin Marie Noëlle verlegte sich auf einen Ausstattungsstil, der historischen Fotografien folgte; die Titelrolle besetzte sie dem historischen Vorbild gemäß mit einer gebürtigen Polin, Karolina Gruszka.

Und jetzt also „Marie Curie“ von Marjane Satrapi“, Originaltitel: „Radioactive“. Der Film strahlt das Forschungsfeld ebenso an wie das energische Wesen der Heldin. Die wird gespielt von Rosamund Pike, die ihr Portfolio seit drei Jahren mit kraftvollen Frauenfiguren aufwertet. Pike gibt eine spröde, humorlose Wissenschaftlerin und nähert sich dafür dem Original mit dem bitteren Zug um den Mund und der Hochsteckfrisur weitestmöglich an. Der Film um sie herum ist europäisch nüchternes Ausstattungskino, das sich vom Vorgängerfilm dahin gehend unterscheidet, dass alles eine Spur plakativer nachgestellt ist. Die kleine Phiole mit den aus vielen Zentnern Gestein destillierten zwei CL Radium leuchtet in der Nacht nun extra grün, und wenn Curies Ehemann Pierre in tödlichem Unfall von einer Kutsche überrollt wird, dann geschieht das auf denkbar reißerische Weise. Verwerflich ist das nicht, nicht einmal überflüssig. Hier strahlt das Spektakel der Powerfrau heller als die Details der Wissenschaft.

GB/F 2019; 110 Min., Camera Zwo (Sb); Regie: Marjane Satrapi; Buch: Jack Thorne; Kamera: Anthony Dod Mantle; Musik: Evgueni & Sacha Galperine; Besetzung: Rosamund Pike, Sam Riley, Aneurin Barnard.

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