Rezeptideen Olé, olé: So bekommen Tapas einen deutschen Dreh

Klassiker wie Eisbein oder Senf-Eier im Mini-Format. Auch nicht zu verachten sind die „Tote Oma“ und Käse-Lollis.

 Wirsing-Pfannkuchen in kleinen Röllchen. Die kann man mit Tomaten und Frischkäse füllen.

Wirsing-Pfannkuchen in kleinen Röllchen. Die kann man mit Tomaten und Frischkäse füllen.

Foto: dpa-tmn/Verena Scheidel & Manuel Wassmer

Kartoffeln mit Aioli oder Datteln im Speckmantel: Fällt der Begriff „Tapas“, denken die meisten Menschen an Appetithäppchen aus der spanischen Küche. Doch auch Klassiker der deutschen Küche funktionieren im Mini-Format.

Ein Löffel Kartoffelpüree, darauf ein Fleischkloß, ein Klecks Soße, einige Kapern: Wenn Stefan Scharrschmidt Königsberger Klopse anrichtet, lässt er die große Kelle links liegen – und greift zu kleineren Löffeln. Der Küchenchef aus dem Berliner Restaurant „acht&dreißig“ serviert lieber Klassiker im Kleinformat – deutsche Tapas, vom Eisbein bis hin zu Senf-Eiern.

„Tapas kennen die meisten als Appetithäppchen aus der spanischen Küche“, erklärt Scharrschmidt. Die Grundidee: Verschiedene Speisen – sowohl kalt als auch warm – stehen in kleinen Schalen auf dem Tisch, jeder bedient sich nach Lust und Appetit. Doch die Häppchen müssen nicht unbedingt aus der spanischen Küche stammen. Auch deutsche Gerichte oder Zutaten funktionieren im Tapas-Format. So werden Knödel oder Klöße einfach etwas kleiner geformt oder die Wirsing-Pfannkuchen in Röllchen zerteilt.

 Linsensalat auf Kartoffelstampf. Der Blumen-Effekt entsteht durch angebratene Wiener.

Linsensalat auf Kartoffelstampf. Der Blumen-Effekt entsteht durch angebratene Wiener.

Foto: dpa-tmn/Verena Scheidel & Manuel Wassmer

Kleine Erinnerungen an die Küche der Kindheit

Manuel Wassmer aus Bühl, der mit Verena Scheidel ein Kochbuch über deutsche Tapas veröffentlicht hat, sieht weitere Vorzüge. „Bei deutschen Tapas erkennt jeder etwas wieder, was er oder sie aus der Küche der Kindheit kennt. Und: Man kann unterschiedliche Speisen kombinieren. Dabei ist alles erlaubt“, erklärt er.

 Blutwurst, Kartoffeln und Sauerkraut ist regional auch als «Tote Oma» bekannt. In der Miniatur-Variante gibt es das Gericht im Blumentöpfchen serviert.

Blutwurst, Kartoffeln und Sauerkraut ist regional auch als «Tote Oma» bekannt. In der Miniatur-Variante gibt es das Gericht im Blumentöpfchen serviert.

Foto: dpa-tmn/Verena Scheidel & Manuel Wassmer

Das heißt: Auf der Tapas-Tafel grüßen sich auch mal Mini-Fischbrötchen, Frankfurter Grüne Soße und Semmelknödel. Auch optisch machen die Häppchen viel her. Angerichtet werden sie oft in kleinen Einweck-Gläsern oder Schalen. Wassmer und Scheidel platzieren ihre Tapas-Variante der „Toten Oma“, einem ostdeutschen Gericht mit Blutwurst, Kartoffeln und Sauerkraut, sogar in kleinen Tontöpfchen. Das sieht sehr originell aus.

Leichtere und schwererer Häppchen kombinieren

Wer gleich einen ganzen Tapas-Abend für seine Liebsten veranstalten will, sollte rechtzeitig in die Planung einsteigen. Schließlich wollen nicht nur eine, sondern gleich mehrere Speisen zubereitet werden. Kochbuchautor Wassmer rät, das Verhältnis von leichteren und schwereren Häppchen im Blick zu behalten.

Welche deutschen Tapas sind besonders einfach – und machen dabei viel her? „Was immer geht und unkompliziert ist, ist die Brotzeit“, findet Scharrschmidt. Kleine Schnittchen, etwa mit Bergkäse, Griebenschmalz und sauer eingelegtem Gemüse sind fix angerichtet. Einer von Wassmers Favoriten ist eine Speise aus der schwäbischen Küche: Linsen und Wienerle. „Das Gericht an sich ist eher schwer, als Tapas-Variante kommt es als leichter Salat daher“, so Wassmer.

Dafür bereitet er zunächst einen Kartoffelstampf mit Buttermilch zu, wobei Walnussöl, Schnittlauch, Weißweinessig und Senf für ordentlich Geschmack sorgen. Für den Linsensalat vermengt Wassmer gekochte Alblinsen mit gewürfelten Karotten und Petersilienwurzeln. Abgerundet wird der Salat durch ein Dressing aus Walnussöl, Weißweinessig, Petersilie und etwas Zucker.

Ende der Wiener rollen sich zur Blumenform

Die Wiener Würstchen schneidet der Kochbuchautor in fünf Zentimeter lange Stücke und achtelt sie der Länge nach, ohne sie komplett durchzuschneiden. Beim anschließenden Anbraten rollen sich die Enden zusammen, sodass eine Blumenform entsteht. Kartoffelstampf und Linsen in Gläser schichten und mit den Würstchen dekorieren.

Vegetarische Tapas-Varianten, die Scharrschmidt vorschlägt, sind Semmelknödel in einer Waldpilz-Soße oder gebackener Ziegenkäse mit Wildkräutern. Viele vegetarische Tapas basieren auf Käse, so auch die Handkäselollis, die sich Manuel Wassmer und Verena Scheidel ausgedacht haben.

Handkäselollis aus püriertem Harzer Käse

Für 40 bis 50 Stück der Lollis aus Käse pürieren sie 200 Gramm Handkäse oder Harzer Käse. Anschließend verkneten sie die Masse mit 200 g Mehl, 125 g kalter Butter und einem Ei in einer Schüssel. Gewürzt wird der Teig dann mit zwei EL Essig, einem TL Salz, zwei EL Zwiebelpulver, einem EL Paprikapulver, etwas Pfeffer und Kümmel.

Danach wird der Teig in Frischhaltefolie eingewickelt und für rund 30 Minuten kaltgestellt. So lässt er sich anschließend mit einem Nudelholz gut auf einer bemehlten Fläche auf eine Dicke von fünf Millimetern ausrollen. Mit einem Ausstecher kleine Hände (oder andere Formen) ausstechen und dünne Holzspieße in den Teig stecken. Zuletzt werden die Lollis mit einer Mischung aus Eigelb und etwas Milch bestrichen und für zehn bis 15 Minuten bei 160 Grad (Umluft) gebacken.

 «Deutsche Tapas - Das Kochbuch»,

«Deutsche Tapas - Das Kochbuch»,

Foto: dpa-tmn/Verlag cook & shoot

„Deutsche Tapas – Das Kochbuch“, Verlag Cook & Shoot, Verena Scheidel und Manuel Wassmer, Verlag Cook & Shoot, 248 Seiten, 29,80 Euro, ISBN: 978-3-98-189612-1.

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