Zu Gast in Sissis Urlaubsdomizil

Meran · Eine Marmorstatue, eine Holzskulptur und sogar ein „Sissi“-Weg erinnern an die Besuche der österreichischen Kaiserin in Meran. Sie verhalf der Stadt Ende des 19. Jahrhunderts zu Berühmtheit. Bis heute hat sich der besondere Charme erhalten.

 Im Schloss Trauttmansdorff übernachtete die österreichische Kaiserin Elisabeth, wenn sie Meran besuchte. Das Schloss und die prachtvollen Gärten stehen Besuchern offen. Foto: Schloss Trauttmansdorff

Im Schloss Trauttmansdorff übernachtete die österreichische Kaiserin Elisabeth, wenn sie Meran besuchte. Das Schloss und die prachtvollen Gärten stehen Besuchern offen. Foto: Schloss Trauttmansdorff

Foto: Schloss Trauttmansdorff

Wir wissen nicht, was Goethe über Meran geschrieben hätte. Auf seiner Italienreise 1786 machte der deutsche Dichter zwar im nahe gelegenen Bozen Station, ließ aber die Nachbarstadt unbeachtet. Sonderlich beeindruckt wäre er damals wohl nicht gewesen. Ein alter Stich, gut 60 Jahre später entstanden, zeigt einen verschlafenen Marktflecken. Am Ostufer des Flüsschens Passer die kleine Spitalkirche zum Heiligen Geist, am Westufer eine Wassermühle, im Stadtzentrum die Pfarrkirche St. Nikolaus, rechts auf einem Hügel der Pulverturm mit Wehrmauer, überragt von den schneebedeckten Gipfeln der Alpen.

Merans winziges historisches Zentrum zwischen Vinschgauer und Bozner Tor hat die Jahrhunderte nahezu unverändert überstanden. Dicht an dicht schmiegen sich hier die alten Häuser aneinander. Durch die enge Laubengasse mit ihren gewölbeartigen Gängen und verwinkelten Hinterhöfen flanieren heute Touristen, vorbei an Trachtengeschäften und Cafés, in deren 70er-Jahre-Ambiente die Besucher ein Stück Sahnetorte verspeisen. Die Provinzstadt mit gerade einmal 37 500 Einwohnern verströmt ein behagliches Flair.

Für die deutschsprachige Bevölkerung noch nördlich genug gelegen, um nicht gar zu fremdartig anzumuten, aber mit seinen lauen Lüften, Palmen und Zypressen bereits einen Hauch des Sehnsuchtslands Italien verströmend - Genau diese Mischung war es, von der sich 1870 die österreichische Kaiserin Elisabeth eine Verbesserung des Gesundheitszustands ihrer Tochter Marie Valerie versprach. Eine Hoffnung, die sich erfüllte und bis zum Jahre 1889 vier weitere Besuche der Kaiserin zur Folge hatte.

Meran weiß, wie viel es der österreichischen Monarchin zu verdanken hat, löste doch die Kur der Kaiserin an Europas Herrscherhäusern eine wahre Reisewelle gen Süden aus und machte die Stadt somit Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der beliebtesten Ferienziele des europäischen Kontinents. Die Kultfigur Sissi begegnet einem heute in Meran auf Schritt und Tritt: im Park der Sommerpromenade als Marmorstatue oder als Holzskulptur auf einer Balustrade des Schlosses Trauttmansdorff. Als Hommage an die Kaiserin ließ Meran vor zwölf Jahren den "Sissi-Weg" anlegen, der an Stationen vorbeiführt, die mehr oder weniger mit Elisabeths Aufenthalten zu tun haben. Vom Elisabeth-Park windet sich der Gedächtnisweg über Treppen hinauf durch Merans noblen Stadtteil Obermais.

Während ihres ersten und letzten Aufenthaltes in Meran in den Jahren 1870 und 1889 residierte Elisabeth in den Gemächern von Schloss Trauttmansdorff. Seit 2003 ist in diesen Räumen das Touriseum untergebracht, eine ebenso witzig wie interessant aufbereitete Zeitreise durch 200 Jahre Tiroler Tourismusgeschichte.

Für die Besichtigung der prachtvollen Gärten von Schloss Trauttmansdorff sollten Besucher einen ganzen Tag einplanen. Der Frühling ist die ideale Jahreszeit, um die Blütenpracht der 80 Gartenlandschaften zu erleben. Vier Rundwege führen über Treppen, Stege und Brücken durch kunstvoll gestaltete Terrassenanlagen mit künstlich angelegten Seen.

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Auf einen BlickDas Schloss Trauttmansdorff ist bis zum 31. Oktober täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet. An Freitagen im Juni, Juli und August steht es Besuchern sogar bis 23 Uhr offen. Weitere Informationen erhalten Interessierte bei der Kurverwaltung in Meran, Telefon: (00 39) 4 73 27 20 00, E-Mail: info@meran.eu. dpa meran.eutrauttmansdorff.it

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