Tipps für Menschen mit Handicap Behinderte haben es in Zügen und Flugzeugen schwer

Berlin · Menschen mit Handicap sind bei der Urlaubsplanung auf verlässliche Informationen zu möglichen Hürden angewiesen. Hilfe gibt es im Internet.

  Rollstuhlfahrer müssen bei Städtbesichtigungen wissen, wo sie gut vorankommen und wo es nicht mehr weiter geht.

Rollstuhlfahrer müssen bei Städtbesichtigungen wissen, wo sie gut vorankommen und wo es nicht mehr weiter geht.

Foto: dpa-tmn/Andreas Lander

Auf Reisen zu sein ist für Menschen mit Behinderung nicht immer leicht. Denn allzu häufig sind Angebote nicht barrierefrei.

Adina Hermann, Bloggerin und Rollstuhlfahrerin aus Berlin, sagt, sie erwarte nicht, dass alles „perfekt barrierefrei“ ist, aber es gebe noch Verbesserungsbedarf. Ohne gute Planung gehe es deshalb oft nicht und die beginne schon bei der Wahl des Verkehrsmittels. Je nachdem, ob Menschen mit Handicap das Flugzeug oder die Bahn nutzen, stellen sich andere Fragen.

Bei vielen Fluglinien können sich Reisende vorab über die Transportmöglichkeiten informieren. Die Lufthansa etwa bietet Unterstützung für Fluggäste mit eingeschränkter Sinneswahrnehmung und für Reisende mit Rollstuhl an. „Das Thema bekommt immer mehr Aufmerksamkeit“, sagt Hermann, dennoch sei an vielen Stellen noch Luft nach oben. So können etwa in bestimmten Flugzeugtypen nur bis zu neun Rollstühle und ein Elektrorollstuhl mitgenommen werden. Rüdiger Leidner vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband ergänzt, dass Bordunterhaltungssysteme häufig keine fühlbaren Tasten oder eine Sprachausgabe hätten. Die Bedienung für blinde und sehbehinderte Menschen werde so erschwert.

Auch bei Zugfahrten gibt es für Menschen mit Behinderung Hürden, etwa am Bahnsteig. Nach der derzeit geltenden Regelung müssen alle Bahnsteige bundesweit 76 Zentimeter hoch sein. Diese Höhe passt aber nicht zu allen Zugtypen und erschwert häufig den Einstieg für Menschen mit Handicap. Der Bundesrat hat deshalb einen Gesetzentwurf eingebracht, wonach neben den 76 auch eine Einstiegshöhe von 55 Zentimetern zulässig wäre.

Grundsätzlich können Menschen mit Behinderung ihre Fahrt bei der Deutschen Bahn per Telefon oder E-Mail anmelden. Hier erfahren sie, ob der gewünschte Zug einen freien Rollstuhl-Platz hat und ob die Bahnhöfe Hilfe beim Umsteigen anbieten können.

Hilfe bietet auch das Portal „Reisen für Alle“. Auf der Seite, die vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird, kann jeder Reisende nach barrierefreien Angeboten in Deutschland suchen. Filter ermöglichen es, gezielt nach Orten, Sehenswürdigkeiten oder Unterkünften zu suchen, die den eigenen Bedürfnissen entsprechen.

„Wir liefern verlässliche Informationen“, erklärt Projektleiter Rolf Schrader. Angebote, die in die Datenbank aufgenommen wurden, wurden anhand festgelegter Qualitätskriterien bewertet. Diese orientierten sich an den verschiedenen Bedürfnissen, die Reisende im Rollstuhl, mit einer Hörschädigung oder einer Sehbehinderung haben, erklärt Schrader.

Viele Reiseziele in Deutschland sind selbst inzwischen aktiv geworden. „In der Region oder in der Stadt sollten möglichst viele ­Angebote aus Kultur und Sport oder in der Gastronomie erlebbar sein“, erklärt Tino Richter, Sprecher der AG „Leichter Reisen“ und Geschäftsführer des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz.

Die Arbeitsgruppe ist ein Verbund von zehn Urlaubsregionen und Städten, die Reiseangebote für Menschen mit Behinderungen, Senioren und Familien entwickeln. Mehrere Regionen gehören aktuell zur Gruppe, darunter die Eifel, ­Ostfriesland und das ­Fränkische Seenland, außerdem die Städte Erfurt, Magdeburg und Rostock.

(dpa)
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