Wo Baumwipfel die Fußsohlen berühren

Neuschönau · Inmitten von zahlreichen Bäumen sind 1650 Kubikmeter Holz zu einem außergewöhnlichen Konstrukt verarbeitet. Auf 1,3 Kilometern schlägelt sich ein Baumwipfelweg in Neuschönau durch den Bergmischwald.

 Den Höhepunkt des Baumwipfelpfades bildet der Baumturm, von den Einheimischen auch „Baum-Ei" genannt. Foto: Die Erlebnis Akademie

Den Höhepunkt des Baumwipfelpfades bildet der Baumturm, von den Einheimischen auch „Baum-Ei" genannt. Foto: Die Erlebnis Akademie

Foto: Die Erlebnis Akademie

Der Wind rauscht nur wenige Zentimeter entfernt durch die Baumwipfel. Die mächtigen Stämme von Fichten, Tannen und Buchen sind zum Greifen nah. Ein Windstoß bringt den Boden unter den Füßen zum Schwanken, er knarzt leise. Zwitschernde Vögel ergänzen die Geräuschkulisse. Auf 25 Metern Höhe zeigt der Wald ein ungewohntes Gesicht. Der Blick geht nicht über den Waldboden, über Wurzeln und imposante Stämme. Stattdessen erhascht er dichtes Geäst und Wipfel, deren Blätter sich langsam herbstlich bunt verfärben.

Der Baumwipfelpfad in Neuschönau im Nationalpark Bayrischer Wald schlängelt sich auf 1,3 Kilometern Länge mitten durch den Bergmischwald. Die Höhe variiert zwischen acht und 25 Metern. Ähnliche Bauten führen den Besucher durch den Thüringer Nationalpark Hainich (Baumkronenpfad), das österreichische Pinzgau (Baumzipfelweg) und die Steiermark (Wipfelwanderweg). Doch der Pfad in Neuschönau kann für sich einen Superlativ beanspruchen, er gilt als der längste dieser Art in ganz Europa. Seit September 2009 ist er Besuchern zugänglich, 1,75 Millionen Menschen sind seitdem über die Bretter gewandelt. "Die Begeisterung der Besucher ist weiterhin ungebrochen", sagt Bernd Bayerköhler, Vorstandssprecher des Betreibers, der Erlebnis-Akademie, anlässlich des fünfjährigen Bestehens.

Die überwiegend aus Holz bestehende Konstruktion fügt sich unauffällig in die Natur ein. Die Menschen verschwinden geradezu im dichten Geäst. Auf dem barrierefreien Pfad gibt es aber viel mehr zu entdecken, als nur Bäume . An sechs Info-Stationen können die Besucher etwas über den Wald und seine Bewohner lernen, etwa über die Fledermaus und den Borkenkäfer.

Wen es nach mehr Nervenkitzel verlangt, kann den breiten Holzweg an drei Stationen verlassen und über einen Balancierbalken, ein Trapez und ein schmales Drahtseil über dem Waldboden wandeln. Mit freiem Blick in die Tiefe.

Einen freien Blick in die Höhe bietet dagegen ein 44 Meter hoher Baumturm am Ende des Weges. In immer enger werdenden Bahnen schlängelt er sich nach oben. Wie ein überdimensional großes Ei sieht das Konstrukt aus der Ferne aus - und wird von den Einheimischen deshalb liebevoll "Baum-Ei" genannt. Auf dem Weg zur abschließenden Plattform umrundet der Besucher drei Buchen und Tannen , um die das Ei gebaut wurde. Von der Wurzel bis zur Krone können Interessierte jede Vegetationsstufe unter die Lupe nehmen.

Immer weiter geht es in luftige Höhen, die Bäume liegen bald zu Füßen. Wer es tapfer bis ganz nach oben auf die Plattform schafft, wird mit einem wundervollen Ausblick belohnt. Sie reicht hunderte von Kilometern weit über den Bayrischen und den Böhmischen Wald. An klaren Tagen sehen Besucher sogar den nördlichen Alpenhauptkamm.

Der Baumwipfelpfad endet vor dem Hans-Eisenmann-Haus, in dem Besucher weitere Informationen einholen und in einer Ausstellung mehr über die Geschichte des Nationalparks erfahren können. Und am Eingang lädt ein Tier-Freigelände dazu ein, heimische Waldbewohner aus der Nähe zu begutachten. In 16 Großgehegen und Volieren sind 36 Vogel- und Säugetierarten angesiedelt.

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Auf einen BlickDer Baumwipfelpfad liegt mitten im Nationalpark Bayrischer Wald bei Neuschönau . Er ist das ganze Jahr über begehbar, die Öffnungszeiten variieren von Monat zu Monat. Weitere Informationen erhalten Interessierte unter Telefon: (0 85 58) 97 40 74, E-Mail: info@baumwipfelpfad.by. rfebaumwipfelpfad.by

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