Wandern am Fuß der Schweizer Berge

Grindelwald · Wenige Urlaubsziele bieten so viele Routen für Aktivurlauber wie die Gemeinde Grindelwald im Berner Oberland.

 Wanderer haben im Berner Oberland die Qual der Wahl. Besonders in den Sommermonaten laden unzählige Wanderwege dazu ein, die Gipfel um Grindelwald zu erkunden. Foto: Jungfrau Region Tourismus AG

Wanderer haben im Berner Oberland die Qual der Wahl. Besonders in den Sommermonaten laden unzählige Wanderwege dazu ein, die Gipfel um Grindelwald zu erkunden. Foto: Jungfrau Region Tourismus AG

Foto: Jungfrau Region Tourismus AG

(dpa) Majestätisch ragen die Berge in den blauen Himmel, die schneebedeckten Gipfel scheinen fast die Wolken zu berühren. Eigentlich möchte man sie alle besteigen: Eiger, Jungfrau, Mönch, Wetter- und Schreckhorn und all die anderen Berge, die Grindelwald umgeben. Doch wer hat so viel Zeit?

Auf der Suche nach den schönsten Wanderungen ist ein guter Bergführer Gold wert. Hans Schlunegger gehört mit Sicherheit zu den erfahrensten Bergsteigern von Grindelwald. Seit seiner Kindheit erkundet der 71-Jährige per Ski, Rad und zu Fuß seine Heimat. Er zögert nicht lange: "Eine der schönsten Bergtouren führt zur Glecksteinhütte unterhalb des Wetterhorns, dem Hausberg von Grindelwald."

Gesagt, getan: Treffpunkt ist am frühen Morgen auf dem Busbahnhof von Grindelwald. Während riesige Gruppen von Touristen zur Zahnradbahn in Richtung Kleine Scheidegg strömen, geht es gemütlich ein paar Busstationen in die entgegengesetzte Richtung zur Großen Scheidegg bis zum Beginn des Glecksteinweges auf 1558 Höhenmetern. "Ist jemand nicht schwindelfrei?", fragt Schlunegger, bevor es über das erste Schneefeld geht.

Nach einem steilen Anstieg über Kalkstein und Granit folgen tatsächlich einige gefährliche Stellen, die zumeist jedoch mit Stahlseilen gesichert sind. Die Bergwanderer schauen auf Grindelwald weit unten im Tal. Dahinter sind rechts die Bergstation der Firnbahn, weiter links die Bussalp und noch weiter der Männlichen und die Kleine Scheidegg auszumachen.

Jetzt ändert sich der Charakter des Weges abrupt. Die Krüppelkiefernzone bleibt zurück und weicht sattgrünen Wiesen. Noch vor zehn Tagen hatte es hier geschneit, jetzt scheint die Natur in einem Fest der Farben explodieren zu wollen.

Nach einem längeren, nahezu ebenen Streckenabschnitt geht es erneut über Serpentinen bergauf. Plötzlich hallt ein gewaltiges Donnern durch das enge Tal. Immer wieder brechen Eisblöcke aus der Wand heraus und verursachen ein beeindruckendes Getöse. Ein in der Sonne glänzender schwarzer Fels teilt die Gletscherzunge in zwei Teile und vergrößert damit die Angriffsfläche der wärmenden Strahlen. "Noch vor zwei Jahren klaffte hier keine Wunde im Eis", sagt Schlunegger und streicht sich mit der Hand nachdenklich über das Kinn. "Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sich der Rückzug des Eises nun weiter beschleunigen. Es wird immer komplizierter, hier oben einen Einstieg für eine Gletschertour zu finden."

40 Minuten später ist die Glecksteinhütte erreicht. Die Hüttenwirte Rosmarie und Christian Bleuer haben bereits eine kräftige Gulaschsuppe, Rösti mit Schinken und Käse sowie Obstkuchen zubereitet. Mit dem Hubschrauber eingeflogenes alkoholfreies Bier, Apfelschorle oder frisches Wasser aus eigener Quelle löschen den Durst nach dem schweißtreibenden Aufstieg. Der Rundblick von hier oben auf 2317 Meter Höhe ist einfach sensationell.

Hinter der Hütte ragt das Wetterhorn in den Himmel, auf der entgegengesetzten Seite thront das Schreckhorn, von dem der Blick bis ins Grindelwaldtal gleitet. Für Rosmarie und Christian Bleuer, die seit drei Jahren die Hütte von Juni bis Ende September bewirtschaften, ist es ein Paradies. Nur das Wetter hier oben ist oft unberechenbar. "Schlimmer noch als die Gewitter sind die Föhnstürme, die manchmal jeden Kontakt zur Umwelt abbrechen lassen", sagt Christian Bleuer. Das Wetter ändert sich manchmal alle Viertelstunde. Doch an diesem Tag hat die Wandergruppe Glück, denn auch beim nachmittäglichen Abstieg scheint noch die Sonne.

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Wandern rund um die Gemeinde Grindelwald Wer nicht mit dem Auto anreisen möchte, kann den Zug über Interlaken nach Grindelwald nehmen. Von dort führen Buslinien ins Dorf. Die Glecksteinhütte ist ab dem 18. Juni geöffnet. Der Aufstieg über 840 Höhenmeter dauert zwei bis drei Stunden. www.grindelwald.chwww.gleckstein.ch

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