Von glücklichen Schafen und dicken Pötten

Krautsand · Auf die Insel Krautsand etwa 60 Kilometer nordwestlich von Hamburg gelegen, verschlägt es nur wenige Touristen. Dabei bietet das kleine Eiland an der Elbe alles, was Besuchern, die Ruhe lieben, gefallen dürfte.

 Die Schafe auf der Elbinsel Krautsand geben sich unbeeindruckt von den vorbeiziehenden Frachtschiffen. Foto: Mattern

Die Schafe auf der Elbinsel Krautsand geben sich unbeeindruckt von den vorbeiziehenden Frachtschiffen. Foto: Mattern

Foto: Mattern

Die letzten Häuser des Örtchens Dornbusch liegen hinter dem Radfahrer. Das holprige Pflaster der Straße endet an der malerischen Klappbrücke. Hin und wieder mal ein Auto, vor allem aber sind es Fahrräder, die über ihre Holzplanken rumpeln, unter denen sich die Süderelbe als träge dahinziehendes Wasser ihren Weg durchs Schilfrohr sucht. Hinter der Brücke spannt sich das Grün der Landschaft bis zum Horizont. Mit Feldern, kleinen Waldstücken, duftenden Obstplantagen und Weiden, auf denen glückliche Schafe ihre Mäuler in saftiges Gras tauchen. Es ist die Welt der Elbinsel Krautsand , eines idyllischen Fleckens in Niedersachsen, der gerade mal 500 Einwohner zählt und sich wenig berührt vom Tourismus zwischen Hamburg und Nordseeküste im Kehdinger Land erstreckt.

Das Land rückt näher

Ob Krautsand wirklich eine Insel ist? So mancher mag da zweifeln. Denn anders als vor vier Jahrhunderten, als es seine Landmasse mitten im breiten Strom der Elbe ausbreitete, muss man heute schon genau hinschauen, um festzustellen: Ja wirklich, es ist eine Insel. Nach Landabbrüchen im Osten und Schlickablagerungen im Westen rückte Krautsand mit den Jahren allerdings ganz nah ans Festlandufer - von diesem nur noch durch die schmalen Flussläufe von Süderelbe und Ruthenstrom, zwei Seitenarmen der Elbe, getrennt.

Das Gesicht des Eilands erinnert an Zeiten, als das Thema Deichbau noch Zukunftsmusik war. Höfe liegen wie früher verstreut in der Landschaft - auf Wurten, großen aufgeschütteten Erdhügeln thronend, die Mensch und Vieh seit dem 17. Jahrhundert Schutz boten vor der zerstörerischen Gewalt der Sturmfluten. Ein Bild der Einsamkeit und Stille, das nur in dem kleinen Ort, der denselben Namen wie die Insel trägt, eine leise Korrektur erfährt. Es ist eine überschaubare Anzahl an Häusern, die meisten davon aus rotem Backstein, die sich hier um eine Kirche scharen. Der spätklassizistische Saalbau ruht seit 1845 auf einer alten Kirchenwurt, umgeben von den blumengeschmückten Gräbern des Inselfriedhofs. Gern treten Touristen durch sein von Eichen beschattetes Tor, neben dem Plastikgießkannen an einem Haken schaukeln, und werfen nach einem Anruf bei der Küsterin, die das Gotteshaus aufsperrt, einen Blick in das Innere mit seiner hölzernen Empore und den meerblauen Bänken.

Wer mit dem Fahrrad gekommen ist, kann die Kirche gleich zum Startpunkt machen, um auf der Elbinselroute eine Tour durch die schöne Natur Krautsands zu drehen. Der Rundkurs passiert Wurten und lauschige Reetdachhäuser, Obsthöfe, kleine Häfen und durchstreift das Kehdinger Hochmoor.

Die Elbe im Blick

Zurück am Ausgangspunkt in der Elbstraße, bleibt das Fahrrad erst einmal stehen. Für einen Abstecher an Krautsands kilometerlangen Strand geht es per pedes über den mächtigen Hügel des Deichs, auf dessen Scheitel ein schmaler geteerter Weg eine helle Linie ins Grün des Grases kratzt. Auf Höhe des Schiffsanlegers begleitet feiner weißer Sand die Elbe, die hier mit sagenhaften drei Kilometern Breite Richtung Nordsee strömt. Eine filmreife Flusslandschaft, an deren Rändern sich bei Ebbe das Wasser zurückzieht und Lust auf Wattwanderungen macht, an deren traumhaftem Strand man stundenlang sitzen kann, die Zehen in den Sand gebohrt, während schwer beladene Containerschiffe und Kreuzfahrtriesen fast zum Greifen nah an den Beobachtern vorüberziehen.

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Auf einen Blick Wahrzeichen Krautsands sind die beiden Leuchttürme und die alte Seefahrerkirche. Von hier aus lässt sich die Insel gut erkunden. Auf den 38 Kilometer langen Radwegen bieten sich schöne Ausblicke auf die Elbe mit den vorbeiziehenden Ozeanriesen. red tourismus-kehdingen.de

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