Und ewig lockt „Le Club 55“

St Tropez · Seit hier 1956 der Film „Und ewig lockt das Weib“ mit Brigitte Bardot gedreht wurde, zieht der „Club 55“ am Strand von St. Tropez die Reichen und Schönen dieser Welt an. Willkommen ist in dem berühmten Lokal allerdings jeder.

 Blick von der Terrasse des „Club 55“ auf den Bootssteg. Foto: Nathalie Lagrange

Blick von der Terrasse des „Club 55“ auf den Bootssteg. Foto: Nathalie Lagrange

Foto: Nathalie Lagrange

Sie sehen nicht aus wie typische Bedienungen, schon gar nicht wie die eines teuren südfranzösischen Restaurants. Bei manchen fallen die Tattoos auf, bei anderen die Muskeln, die nicht vom Tellertragen kommen. Die Kellnerinnen und Kellner auf diesem fünfzig mal fünfzig Meter großen Flecken an der Côte d'Azur wirken eher wie die Besatzung eines Piratenschiffs als die eines Kreuzfahrtdampfers, legen einem eher kumpelhaft die Hand auf die Schulter, als dass sie devot den Stuhl zurechtrücken. Im "Club 55" arbeiten durchweg Leute, die denselben Respekt vor Millionären haben wie vor dem Aushilfsgärtner, die Menschen nicht nach Prominenz oder dem Trinkgeld-Potenzial taxieren. Ob sie McCartney oder Bono heißen, ob ihnen die Yacht in der Bucht gehört oder sie zu Fuß kommen: Jeder hier ist gleich viel wert, Gast und Gastgeber begegnen sich auf Augenhöhe.

"Patrice hat ein Händchen dafür, er sucht die Mitarbeiter danach aus", erzählt ein Kellner zwischen provenzalischer Gemüseplatte und gegrilltem Pfeffersteak. "Nicht, weil es den Gästen so am besten gefiele, sondern weil er selber das Ambiente so schätzt." Er lacht und räumt die Skelette zweier riesiger Doraden auf großen Keramiktellern vom Nebentisch ab.

Der "Cinquante-Cinq" steht als Synonym für Schönheit und Reichtum und bleibt doch unangepasst, weil sein Chef mit Stromlinienförmigkeit nichts anfangen kann. Patrice de Colmont, Jahrgang 1946, ist die Inkarnation des Club 55.

Alles begann mit einem Sturm. Als de Colmont noch ein Kind war, gerieten Vater und Mutter mit dem Boot in den Mistral und mussten notgedrungen Station am einsamen Strand bei St.Tropez machen. Eine Küstenstraße gab es ebenso wenig wie Steinhäuser. Sie mieteten einen Bootsschuppen als Behelfsquartier, irgendwann meinte der weitgereiste Vater: "Das ist der Platz, den wir immer gesucht haben. Lasst uns bleiben." Sie kauften das Stück Land zwischen Dünen und Schilf und bauten drei kleine Hütten. Eine als Küche, eine für die Eltern und eine für die beiden Söhne. Das war 1953, Strom und Wasser gab es nicht. Es war das Nichts und das Paradies. Kamen Strandwanderer vorbei, kam man ins Plaudern, trank Wasser und Wein, aß etwas. "Meine Eltern wollten die Gastfreundschaft leben, die sie hier und anderswo selber erfahren hatten", erzählt de Colmont. Das sprach sich herum. Die de Colmonts hatten oft Besuch am großen Holztisch vor der Hütte. Immer öfter setzten sich Leute dazu, die glaubten, dies sei ein Bistro. Einmal buchten welche vom Film das ganze vermeintliche Lokal für drei Wochen. "Wir kommen mit achtzig Leuten", sagten sie und kamen mit Maskenbildnern, Kameraleuten, mit Brigitte Bardot und Regisseur Roger Vadim . Der drehte dort am Strand ein paar Einstellungen für "Und ewig lockt das Weib". Der Film trug den Mythos von St.Tropez um die Welt. Da entschloss sich Vater Bernard, die Sache zu legalisieren. Er meldete die Strandgastronomie bei den Behörden an und nannte sie "Le Club 55".

Wer alles schon hier war? "Es ist einfacher, wenn ich sage, wer noch nicht da war", dreht de Colmont die Frage um. "Der Papst war noch nicht da. Ziemlich sicher. Falls er doch da war, habe ich ihn nicht gesehen."

Zum Thema:

Auf einen BlickDirekte Flüge mit Lufthansa, Germanwings oder Air Berlin von mehreren deutschen Flughäfen aus nach Nizza. Übernachten können Besucher im Hotel "La Bastide de Saint-Tropez" ab 295 Euro, in der "Villa Belrose" ab 320 Euro pro Doppelzimmer. bastidesaint-tropez.comvilla-belrose.comrendezvousenfrance.com

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort