Helgoland Zelten mit Robben und Seehunden

Helgoland · Die Nordseeinsel Helgoland hat eine kleine Schwester: Die Helgoländer Düne ist ein Naturparadies. Und ein Platz zum Entspannen wie es nur wenige gibt.

 Kegelrobben und Seehunde teilen die Wärme der Sonne.

Kegelrobben und Seehunde teilen die Wärme der Sonne.

Foto: dpa-tmn/Friedemann Kohler

Um den wohl entlegensten Zeltplatz in Deutschland zu erreichen, muss man zweimal übers Meer fahren. Gut zwei Stunden schippert das Bäderschiff von Cuxhaven über die Nordsee, dann kommt die Hochseeinsel Helgoland mit ihrem roten Tafelfelsen. Dort wird umgestiegen in die kleine Fähre „Witte Kliff“ oder eines der offenen, seetauglichen Helgoländer Holzboote, genannt Börteboote.

Je nach Wind und Seegang können die fünf Minuten Fahrt nass und schaukelig werden, dann kommen die „Seefahrer“ auf der Helgoländer Düne an. Nur 0,7 Quadratkilometer misst diese flache Nebeninsel. Zwei Sandstrände, dazwischen Dünen mit Strandhafer und Heckenrosen – mehr braucht es nicht für ein Natur- und Urlaubsparadies. Das Aufbauen des Zeltes kann warten. Auf Helgoland wird alles Gepäck transportiert und etwa zwei Stunden nach Ankunft zuverlässig geliefert.

Der erste Weg führt an den Südstrand, zur Hauptsehenswürdigkeit der Düne: Im äußersten Winkel des Strandes lebt eine Kolonie von Kegelrobben und Seehunden. Kaum irgendwo sonst sind die Tiere so nah zu beobachten. Dicht an dicht liegen die massigen Körper, die Robben dösen, erholen sich von der Jagd. Mal hebt ein Tier Kopf und Schwanzflosse, mal dreht sich eines um. Wildhüterin Ute Pausch erklärt die Unterschiede der Tiere: Kegelrobben sind größer, meist großflächig gefleckt und haben eine längere Schnauze.

Die kleineren Seehunde sind eher gesprenkelt, haben eine kurze Schnauze und einen Kugelkopf. Pausch und ein Kollege sorgen als Ranger der Gemeinde Helgoland für ein Auskommen von Mensch und Tier. 30 Meter Abstand müssen Menschen von den Tieren halten. Denn die Säugetiere selbst sind neugierig und haben meist keine Scheu vor Menschen.

Auf dem Campingplatz im Windschatten der Sanddünen stehen nur Zelte. Wie sollten Wohnwagen oder Wohnmobile auch auf die Insel kommen? „Wir haben 122 ausgewiesene Zeltplätze“, sagt Platzwart Michael Lichte. Er empfiehlt lange Sandheringe, um die Zelte stabil im lockeren Boden zu verankern.

  Campen am Meer: Der Zeltplatz auf der Helgoländer Düne.

Campen am Meer: Der Zeltplatz auf der Helgoländer Düne.

Foto: dpa-tmn/Friedemann Kohler

Was fasziniert die Feriengäste so an der Miniinsel? „Das ist die Natur. Das ist die Ruhe, die wir hier haben“, sagt Lichte. Zelten ist nicht die einzige Übernachtungsmöglichkeit auf der Helgoländer Düne. Auch 57 bunte Ferienbungalows, zwei sogenannte Wikkelhouses aus Holz, Flachs und Wellpappe sowie zwei Schlafstrandkörbe stehen dafür bereit.

In den Dünen auf der Nordseite nisten Möwen. Ihr Geschrei verstummt so gut wie nie. Immer ist da eine Möwe, die etwas zu erzählen hat, und der ganze Chor antwortet. Die schwarz-weißen Austernfischer mit ihrem melodischen Pfeifen sind hingegen zurückhaltend. Schüchtern trippeln sie auf roten Beinen heran, als wollten sie sagen: „Gibt es hier etwas? Nein. Dann noch einen schönen Tag!“

Die Waschräume für die Camper liegen neben der Piste des kleinen Flugplatzes. Im Linienverkehr wird Helgoland aus Spieka bei Cuxhaven und aus Büsum angeflogen. An Sommerwochenenden sind alle Stellplätze mit Privatmaschinen belegt. Vor jedem Start das gleiche Ritual: Die Piloten fahren die Piste entlang, um Möwen und Enten vom Asphalt zu scheuchen. Dann wenden sie und starten entfernt vom Vogelschwarm.

So vergehen die Robinson-Tage mitten in der Nordsee: viel Sonne, viel Wind, manchmal Regen, manchmal Sturm. Baden, Sonnen, Seehunde zählen, Kaffee und Kuchen im Flughafencafé. Abends am Nordstrand den Sonnenuntergang betrachten. Am Horizont ziehen Frachter und Containerschiffe vorbei.

Die Hauptinsel bietet Läden und Restaurants. Es darf zollfrei eingekauft werden – ein Relikt aus der Zeit, als die Insel von 1807 bis 1870 britisch war. Überhaupt ist die Vergangenheit unvergessen. In beiden Weltkriegen mussten die Helgoländer ihre Insel verlassen. Aus der heute so stillen Düne sollte im Zweiten Weltkrieg ein riesiger Marinehafen werden.

Zur Geschichte Helgolands gibt es Exkursionen, alte Bunkeranlagen sind zu besichtigen. In Börtebooten kann man die Insel umrunden. Und die Außenstelle des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung bietet biologische Exkursionen an.

Ein Rundweg auf dem Oberland führt zum Wahrzeichen von Helgoland, dem Felsen Lange Anna. Auf den Klippen nisten Tausende Seevögel. Man steht direkt neben den Nestern der weißen Basstölpel. Etwas tiefer nisten die Trottellummen, eine kleine Pinguinart. Ein ständiges Kommen und Gehen. Zurück im Zelt werden die eigenen Lebensmittelvorräte geprüft: Sie reichen noch – du musst einen weiteren Tag nicht von deiner Düne herunter, du Robinson.

(dpa)
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