Neues Leben in alten Mauern

Castelo Rodrigo · Castelo Rodrigo gehört zu den zwölf Historischen Dörfern in Portugal. Nahe der spanischen Grenze gelegen, erzählen die Grenzfestungen die Geschichte Portugals. Die Anlagen zeichnen sich nicht nur durch ihre Bauweise aus, sie sind auch eingebettet in eine herrliche Landschaft.

 Von Castelo Rodrigo aus kann der Besucher einen herrlichen Weitblick bis nach Spanien genießen. Foto: Pura Communications

Von Castelo Rodrigo aus kann der Besucher einen herrlichen Weitblick bis nach Spanien genießen. Foto: Pura Communications

Foto: Pura Communications

Ana Berlina ist 40 Jahre alt. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Töchter in Castelo Rodrigo, einem der insgesamt zwölf Historischen Dörfer Portugals, nahe der spanischen Grenze. Zu dem Ort gehören neben der Burg auch um die 160 Häuser, in denen 70 Menschen wohnen. Durch Zufall kam die ehemalige Biologin aus Lissabon vor Jahren im Rahmen eines Studien-Projektes in diese Gegend. Sie lernte bei der Arbeit ihren Mann kennen und verliebte sich in den Ort. Zu dieser Zeit liefen die Arbeiten zur Wiederherstellung der alten Strukturen in der Gemeinde schon auf Hochtouren. Die Europäische Union stellte Fördermittel für den Wiederaufbau der zwölf Historischen Dörfer Portugals zur Verfügung.

Ana und ihr Mann erwarben eines der Häuser und machten es für den Tourismus tauglich. Ein weiteres Haus kam hinzu, mittlerweile ein drittes. Elf Zimmer hat die junge Frau mit Liebe zum Detail eingerichtet. Jedes ist anders. Komfort wird groß geschrieben, was man hinter den alten Mauern nicht vermuten würde.

Castelo Rodrigo ist bereits 500 Jahre vor Christus erwähnt. Im Mittelalter errichtete man eine Burg, das Kastell war in der Folgezeit mal spanisch, mal portugiesisch, wurde mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. 1996 wurde mit EU-Fördermitteln damit begonnen, den Ruinen neues Leben einzuhauchen, so wie es Ana Berlina auch tut. Genau wie im Mittelalter wurden die Häuser und Straßen wieder hergerichtet. Zwei Cafés, drei Geschäfte und eine Bar findet der Besucher in Castelo Rodrigo. Ein Lebensmittelgeschäft gibt es hier nicht, dafür aber in der drei Kilometer entfernten Kreisstadt Figueira de Castelo Rodrigo, 60 Kilometer von der Distrikthauptstadt Guarda. Zwei Mal im Monat ist Markt. Drei Familien bieten Ferienunterkünfte an. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen neben dem Kastell auch die Kirche, der Schandpfahl, die Zisterne, das Gefängnis, das Stadttor und das Unabhängigkeitskreuz.

Nicht gerade viel, könnte jetzt der Leser denken. Doch was den Ort besonders macht, ist seine Ruhe. Eine Ruhe, die direkt auf den Touristen übergeht. Und von hier aus sind auch viele Unternehmungen möglich, beispielsweise in das nahe gelegene Reservat Faia Brava oder das Côa Museum.

Über die Panoramastraße kommt der Besucher durchs Vale do Côa, einer der wichtigsten archäologischen Parks Portugals. An den Uferhängen des Côa wurden Ende der 1980er Jahre mehrere tausend Felsenbilder entdeckt, deren Alter teilweise auf über 25 000 Jahre geschätzt wird. Die in Schiefergestein geritzten Darstellungen zeigen auf einer Länge von 17 Kilometern Auerochsen, Pferde, Hirsche, Steinböcke, aber auch Ziegen und Fische.

Im Côa-Museum werden dazu Führungen in Englisch, Französisch und Portugisisch angeboten. Auch mit geringen Sprachkenntnissen kann der Besucher die Geschichte gut verfolgen, da das Museum sehr viel mit Zeichnungen, Bildern und Darstellungen arbeitet.

Ausflüge zu diesen Felsgravuren in Penascosa inklusive Picknick sind eines der Angebote, die Ana Berlina organisieren kann. Selbstverständlich können Urlauber das auch individuell planen und selbstständig entdecken. Mit einer Karte und einem Auto ausgestattet, finden sich die Touristen schnell zurecht. Faia Brava ist das erste private Naturschutzgebiet des Landes, im Côa-Tal gelegen. Die Nichtregierungsorganisation ATN leitet das Projekt mit dem Ziel, mehr Naturraum zu schaffen. Die Organisation, bei der auch Ana Berlina mitarbeitet, leitet dort ein Schutzprojekt für den gefährdeten Schmutzgeier. Mit dem Fernglas, aber auch mit dem bloßen Auge, können Geier, Milane, Krähen und Adler gut beobachtet werden.

Zum Thema:

Auf einen BlickCastelo Rodrigo liegt etwa 240 Kilometer von Porto und fast 400 Kilometer von Lissabon entfernt. Von Frankfurt aus fliegen täglich mehrere Maschinen die beiden Flughäfen in Portugal an. küvisitcentro.com

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort