Naturparadies in der Stiefelspitze

Tropea · Zahlreiche alte Bergdörfer in Kalabrien sind in ihrer Ursprünglichkeit erhalten. Neben einer Vielzahl an historischen Gebäuden erwarten Besucher in der Region in der italienischen Stiefelspitze fast 800 Kilometer Küste.

 Die Kathedrale Santa Maria dell'Isola ist das Wahrzeichen der kalabrischen Stadt Tropea. Foto: Stallmann

Die Kathedrale Santa Maria dell'Isola ist das Wahrzeichen der kalabrischen Stadt Tropea. Foto: Stallmann

Foto: Stallmann

Eine Busfahrt in Kalabrien ist ein Erlebnis: Meist geht es über Serpentinen durch weitläufige Gebirgslandschaften und manchmal in hohem Tempo durch enge Gassen. Der Busfahrer hupt vor fast jeder Kurve. Außerdem lässt er das Warnsignal immer dann ertönen, wenn ihm ein anderes Fahrzeug zu langsam fährt. Und manchmal, so scheint es, hupt er auch einfach so, ohne ersichtlichen Grund.

Die südlichste Region des italienischen Festlandes ist touristisch noch weitaus weniger erschlossen als andere Teile des Stiefels. Dabei bietet Kalabrien neben fast 800 Kilometern Küste eine abwechslungsreiche Landschaft, kulturelle Sehenswürdigkeiten und urige Bergdörfer.

Ungeheuer in der Meerenge

Über einen großen Teil der Region erstrecken sich Gebirge. Steinige Täler und saftig-grüne Wälder bestimmen das Bild. Im Aspromonte, einem Bergmassiv ganz im Süden Kalabriens, liegen die dichtesten Wälder des Landes. Eine große Fläche steht als Nationalpark Aspromonte unter Naturschutz. An der nordöstlichen Seite des Massivs, nahe der östlichen Küste Italiens, liegt das Bergdorf Gerace mit seinen alten Häusern und verwinkelten Gassen. Dort steht auf einer Erhebung eine Kathedrale. Sie ist mit einer Länge von 73 Metern und Breite von 26 Metern die größte Kirche Kalabriens. Laut einer Säuleninschrift stammt sie aus dem 11. Jahrhundert. Das Innere des Gebäudes zieren zahlreiche Kunstwerke und antike Gegenstände.

An der gegenüberliegenden, westlichen Küste Kalabriens, liegt das idyllische Fischerstädtchen Scilla. Nach griechischer Mythologie soll in der Meerenge vor Scilla das Ungeheuer Skylla gehaust haben, nach dem die Stadt benannt ist. Die schmalen Straßen der Stadt führen hinunter bis an den Strand. Auf einem hohen Felsen, der ins Meer hineinragt, liegt die Burganlage Castell Ruffo. Sie ist nach der Familie Ruffo benannt, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert über Scilla herrschte. Von der Burg aus bietet sich Besuchern ein weiter Blick über das blauschimmernde Tyrrhenische Meer und die hinter der kleinen Stadt liegenden grünen Gebirge.

Etwa 90 Kilometer nördlich von Scilla liegt die Stadt Tropea . Für kalabrische Verhältnisse tummeln sich hier bereits im Juni zahlreiche Touristen. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Kathedrale Santa Maria dell'Isola. Sie liegt auf einem Sandsteinfelsen, der ins Tyrrhenische Meer ragt. Von der Altstadt aus bietet sich Besuchern ein guter Blick auf die Kirche und die geschwungenen Treppen, die zu ihr hinauf führen. Bekannt ist Tropea auch für seine roten Zwiebeln, die in großen Mengen zusammengebunden überall auf den Straßen angeboten werden. Sie schmecken besonders süß und werden zu vielerlei Brotaufstrichen und Pasten verarbeitet.

Von Tropea aus werden im Sommer täglich Schiffsausflüge zur Insel Stromboli mit dem gleichnamigen Vulkan angeboten. Auf dem etwa 70 Kilometer nördlich von Sizilien gelegenen Eiland hinterließ der aktive Vulkan auch am Strand seine Spuren. Der feinkörnige Sand ist schwarz und steht in starkem Kontrast zu den strahlendweißen Häuserfassaden des gleichnamigen Ortes der Insel.

Gut 100 Kilometer nordöstlich von Tropea , am Fuß des Gebirgsmassivs Sila, liegt Cosenza, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Die Altstadt Cosenzas ist größtenteils erhalten. Einigen Häuserfassaden sieht man jedoch an, dass Kalabrien wirtschaftlich angeschlagen ist.

In der Stadt mit ihren 70 000 Einwohnern bieten zahlreiche Gastronomen ursprüngliche kalabrische Kost an. Überlandbusse fahren durch die dicht bewaldete Sila kleine Bergdörfer wie Morano Calabro, Rossano oder San Giovanni in Fiore an. Touristen müssen sich jedoch in Geduld üben. Die einzelnen Linien fahren unregelmäßig und sind teilweise dürftig aufeinander abgestimmt. Mit einem Mietwagen können Ausflüge entspannter organisiert werden. Zu beachten ist dabei, dass eine Ausleihe in Italien in der Regel nur mit einer Kreditkarte möglich ist.

Zum Thema:

Auf einen Blick Kalabrien ist die südlichste Region des italienischen Festlandes. Sie hat rund zwei Millionen Einwohner und bietet insgesamt 780 Kilometer Küste. Die Hauptstadt ist Catanzaro. Die Stadt Lamezia Terme wird von verschiedenen deutschen Flughäfen aus angeflogen. als

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