Naturerlebnis mit Nervenkitzel

Alcúdia · Wer denkt, Mallorca biete nur Strand und Ballermann, irrt. Fernab des Massentourismus können Urlauber entlang felsiger Küsten wandern und Naturschätze entdecken – Höhlen, die auf keiner Landkarte verzeichnet sind.

 Die felsige Küstenlandschaft im Norden Mallorcas ist ein Erlebnis für Wanderer und Naturentdecker. Foto: Klostermann

Die felsige Küstenlandschaft im Norden Mallorcas ist ein Erlebnis für Wanderer und Naturentdecker. Foto: Klostermann

Foto: Klostermann

Gibt es noch unentdeckte Flecken auf Mallorca, dieser Urlaubsinsel, die jedes Jahr Millionen Touristen aufsuchen, um sich zu erholen? Da muss Masio Vicenç, Tour-Organisator beim Anbieter Grupotel Natur in Port d'Alcudia, schmunzeln. "Ich habe hier im Norden an der Küste in meinem Leben schon einige Höhlen entdeckt, die auf keiner Landkarte verzeichnet sind. So noch im Jahre 2012 die Höhle Sas Bassates hier an der Bucht von Pollença, der ich selbst den Namen gab", sagt der drahtige braun gebrannte Mit-60er.

Unterwegs mit Masio

Masio, wie wir ihn nennen sollen, hat bereits unzählige Touristen in seinem Leben zu den Naturschönheiten Mallorcas geführt. Und hat dabei eine neue Fortbewegungsform entwickelt, das "Coastering". Der Name leitet sich vom englischen Wort "Coast", zu Deutsch Küste, ab und bezeichnet das Wandern entlang der Felslandschaft direkt an der Küste.

In Bonaire, das rund vier Kilometer nördlich der Altstadt von Alcúdia liegt, wird die Touristengruppe, höchstens zwölf an der Zahl, in Neopren-Anzüge gesteckt, was Erstaunen auslöst angesichts der warmen Außentemperatur von 22 Grad Celsius. Doch die Nützlichkeit dieser Anzüge erweist sich, als das Boot nach dem Auslaufen aus dem kleinen Yachthafen an Fahrt gewinnt. Das kühle Meerwasser gischtet hoch und spritzt die Bootsbesatzung klatschnass. Die felsige, schroffe Küste, überkrönt von Pinienbäumen, darüber ein azurblauer Himmel. Masio hält den Blick auf die Felsen gerichtet und in einer Bucht gibt er dem Kapitän das Zeichen zum Ankern. Alle springen von Bord ins kühle Nass und nach etwa 30 Metern ist der Eingang einer Höhle erreicht. "Gut, dass wir die Neoprenanzüge anhaben", sagt einer der Reisenden. Denn es gilt, Masio folgend, gebückt in die Höhle zu kriechen. Jeder hat seine Stirn-Taschenlampe angeschaltet, die Lichtstrahlen flackern über Tropfsteine, es ist empfindlich kalt im Innern.

Tropfsteine auf Mallorca? Mit ihnen hatte keiner der Reisenden gerechnet. Alle schaffen es bis zu dem Tümpel, wo das Skelett eines Schafes liegt. "Wie dieses Tier es in die Höhle geschafft hat, ist ein Rätsel", sagt Masio. Nun steht eine Mutprobe bevor. Masio klettert durch einen schmalen Kamin hinauf zu einer Höhlenöffnung etwa sechs Meter über dem Meer. Unten dümpeln die faszinierten Tourteilnehmer im Meerwasser . Dann ein Kopfsprung des Naturführers - unter Applaus taucht er lachend wieder auf.

Mallorquinischer Schmaus

Weiter geht es an einen Strand bei Coll Baix, der nur mit dem Boot oder nach einer halsbrecherischen Wanderung über einen steinigen, steilen Pfad von der hohen Felskante herab erreichbar ist. Es gibt ein Picknick mit frisch duftendem Mallorca-Brot, dessen dicke Scheiben Olivenöl getränkt und mit Tomaten belegt werden. Mallorquinische Wurstscheiben und ein Becher Wein vom Weingut Son Ramon runden den Schmaus in der Sonne ab, ehe es in spritziger Bootsfahrt zurück nach Bonaire geht.

Apropos Son Ramon: Das Weingut der Familie Ramis in den Bergen bei Muro ist einen Besuch wert. In der schmucken Finca kann die 28-jährige Önologin Caty Pico viel von der Geschichte des Weinguts seit dem Mittelalter und den speziellen Rebsorten, etwa dem Callet (Rot) berichten. Und auch von den Quely-Keksen, die im nahen Inca gebacken werden. "Kein Mallorquiner verlässt die Insel, ohne als Reiseproviant die Quely-Kekse mitzunehmen" erzählt Caty. Der Sage nach stammt der Name von der bezaubernden Grace Kelly , die in den 1950er Jahren in einem Hotel auf Cap Formentor ihre Ferien verbrachte. Ein Bäcker aus Inca, der das nur per Boot erreichbare Hotel mit frischen Backwaren versorgte, verliebte sich unsterblich in die US-Filmschauspielerin - und benannte einen Keks nach ihr.

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Auf einen BlickBei Wanderungen entlang der Küste sollte rutschfestes Schuhwerk getragen werden. Wer gerne trockenen Fußes Höhlen erkunden möchte, kann die Tropfsteinhöhlen von Campanet bei Alcúdia oder die Höhlen El Drach an der Ostküste Mallorcas besichtigen. red

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