Narrenbaum und Hexentanz

Radolfzell · Bei der Fasnet in Radolfzell ist fast die ganze Stadt auf den Beinen. Dann sind überall die Klepperle, hölzerne Schlagbrettchen, zu hören, der Narrenbaum wird aufgestellt und die Zünfte der Stadt feiern ihr Brauchtum.

 Hexentanz in der Stadt: Auch die Mitglieder der Narrenzunft der Altstadthexen Radolfzell feiern die Fasnet in farbenfrohen Kostümen. Foto: Tourismus Radolfzell

Hexentanz in der Stadt: Auch die Mitglieder der Narrenzunft der Altstadthexen Radolfzell feiern die Fasnet in farbenfrohen Kostümen. Foto: Tourismus Radolfzell

Foto: Tourismus Radolfzell

Schon im Januar proben in Radolfzell am Bodensee die Schulkinder den richtigen Klang der Klepperle. Wer die hölzernen Schlagbrettchen gut beherrscht, macht am sogenannten Hemdglonker-Mittwoch, dem 11. Februar, beim Preiskleppern mit. Mit dem Umzug, bei dem die Zuschauer laut kleppernd und lärmend durch die Straßen ziehen, beginnt die Radolfzeller Fastnacht. Alle tragen weiße Nachthemden, in den Kneipen riecht es dann wie in einer Wäscherei.

Der Schmutzige Dunschtig (Schmutziger Donnerstag) ist dann der höchste Feiertag der schwäbisch-alemannischen Fastnacht: Früh am Morgen werden die Schüler von den Narren befreit und ziehen vor das Rathaus. Dann rücken die Holzhauer mit dem Narrenbaum auf dem Marktplatz an.

Die Tanne wurde schon am Vortag geschlagen, die Holzhauer ziehen mit frischem Grün am Hut durch die Gassen. Auf dem Marktplatz ziehen sie den Baum in die Höhe. Sobald er in der Vertikalen angekommen und gesichert ist, wird laut verkündet: "Jetzt stoht der Narrebom." Die Holzhauer sind eine rein männliche Gilde, beim Holzhauerball sind die Herren aber in Perücken und Frauenkleidern zu bewundern.

Sie sind nur eine der sechs Abteilungen der Narrizella Ratoldi von 1841, der größten und ältesten Narrenzunft der Stadt. Rund 1400 Mitglieder zählt allein die Holzhauer-Zunft, bei einer Einwohnerzahl von 30 000 Menschen. In der Altstadt quaken aber auch die "Froschen", es gibt die "Altstadthexen" und die Zünfte der Stadteile, etwa die Markelfinger Seifensieder.

Die Fastnacht ist in der Region tief verwurzelt, erste schriftliche Quellen datieren aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Ihre Fasnet wollten sich die badischen Radolfzeller übrigens niemals verbieten lassen. Während der Besetzung durch preußisches Militär im Jahr 1848 bat der Rebbauer Xaver Deschle den Kommandanten, doch wenigstens kostümiert zum Kreuzstock, also zum Fenster hinaus schauen zu dürfen. Die Bitte wurde ihm gewährt. Flugs bastelte er sich einen Fensterrahmen, hing sich diesen um den Hals und sprang so durch die Stadt, gefolgt von einer fröhlichen Kinderschar. Ein Brunnen in der Poststraße zeigt den schlauen Deschle - nicht nur zur Fasnachtszeit.

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Auf einen Blick:Narrenfahrplan in Radolfzell : Mittwoch (11.Februar): 19 Uhr Hemdglonkerumzug in der Altstadt, 20 Uhr Preiskleppern im Scheffelhof. Donnerstag (12.Februar): Schmutziger Dunschtig, 10.30 Uhr Machtübernahme auf dem Marktplatz, gegen 15.30 Uhr Narrenbaumstellen durch die Holzhauergilde auf dem Marktplatz. Sonntag (15. Februar): 13 Uhr Fasnetumzug durch die Altstadt. Dienstag (16. Februar): Fasnetverbrennen mit Feuerwerk auf dem Marktplatz.Weitere Informationen gibt die Tourist-Information Radolfzell , Bahnhofplatz 2, 78 315 Radolfzell , Tel. 0 77 32/81 500, www.radolfzell.de .

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