Mit dem Esel über den Jakobsweg

Ob auf dem Jakobsweg oder auf Eselspfaden: Im Biosphärenreservat Bliesgau ist man immer im Einklang mit der Natur unterwegs. Am Wegesrand findet man Ölmühlen, Biobauernhöfe und urige Kneipen. Seit über 2000 Jahren leben die Menschen gerne in dieser harmonischen Landschaft.

 Hochsommer wie in Südfrankreich, nur näher: Im Biosphärenreservat Bliesgau kann man mit einem Esel wandern. Die Idee dazu kam aus dem benachbarten Frankreich, wo das Konzept viel Erfolg hat. Foto: Ballhorn

Hochsommer wie in Südfrankreich, nur näher: Im Biosphärenreservat Bliesgau kann man mit einem Esel wandern. Die Idee dazu kam aus dem benachbarten Frankreich, wo das Konzept viel Erfolg hat. Foto: Ballhorn

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 35 der 60 deutschen Orchideenarten wachsen auf dem Kalkboden des Bliesgaus. Foto: SPT

35 der 60 deutschen Orchideenarten wachsen auf dem Kalkboden des Bliesgaus. Foto: SPT

Foto: SPT

Blieskastel. Wer den Bliesgau näher kennenlernen will, kann auf dem alten Jakobsweg wandern. "In 120 Tagen kommt man vom Kloster Wörschweiler bis nach Santiago de Compostela", erklärt Wolfgang Steffen, Ehrenpräsident der Jakobus-Gesellschaft Rheinland-Pfalz-Saarland, der diesen Weg mitaufgebaut hat.

Erst ab Paris, Vézélay, Le Puy und Arles sind die Pilger-Routen nach Santiago exakt vorgegeben. Um an diese Sammelorte zu kommen, entwickelte sich über Jahrhunderte ein dichtes Wegenetz, zu dem auch die Strecke durch den Bliesgau zählt.

Die Nord- und die Südroute des Jakobsweges nach Metz starten beide am Kloster Hornbach am Grab des Heiligen Pirminius. Die Nordroute führt über die alte Römerstraße an der Barockstadt Blieskastel vorbei, die Südroute über einen mittelalterlichen Pilgerweg über Böckweiler mit der 1000-jährigen Stephanuskirche und von dort aus in Richtung Metz. Eine gelbe Muschel auf dunkelblauem Grund sorgt dafür, dass niemand vom Weg abkommt: die Strahlen der Muschel zeigen in die richtige Richtung.

Pilger sind im Bliesgau gerngesehene Gäste, denn sie interessieren sich für Kultur, Natur und schützen die Landschaft. Das war nicht immer so. Ein Pilgerführer des 12. Jahrhunderts führt beredte Klage über betrügerische Wirte, räuberische Kleriker, falsche Beichtväter, unehrliche Geldwechsler, warnt vor Räubern und Dirnen, die ,,an waldreichen Orten den Pilgern häufig entgegentreten".

Die heutigen Pilger , die durch den Bliesgau wandern, begegnen solchen Versuchungen nicht mehr. Sie wandern durch die Ausläufer des Pfälzer Waldes, wo ihnen höchstens mal eine seriöse Weinstube begegnet und schnuppern im Saarland erstmals französische Luft, denn die Grenze zu Lothringen ist stets in greifbarer Nähe. Kein Wunder, dass es deshalb auch viele grenzüberschreitende Projekte gibt. Aus Frankreich hat die Tourismuszentrale der Saarpfalz eine erfolgreiche Idee übernommen: die Eselswanderungen.

Diese Art der Fortbewegung geht auf den schottischen Dichter Robert Louis Stephenson zurück, den Autor der "Schatzinsel", der 1878 mit seinem Esel Modestine durch die wilde Landschaft der französischen Cevennen zottelte. Darüber schrieb Stephenson die Geschichte "Travel with a donkey" (,,Reise mit einem Esel"). Das kleine Esels-Buch brachte französische Tourismusexperten auf die Idee, solche Wanderungen wieder anzubieten - mit großem Erfolg. Denn heute geht es um den Spaß, nicht ums Gepäck-Schleppen wie einst.

Die wichtigsten Mitspieler sind vier geduldige, kinderfreundliche Langohren. Die Esels-Touren im Bliesgau sind so begehrt bei Familien, dass sie sehr schnell ausgebucht sind. An vier Terminen im Jahr werden Eselswanderungen angeboten, die jeweils von einem Natur- und Landschaftsführer begleitet werden. Man darf die Esel aber auch selbst führen und ihnen ab und zu ein Möhrchen zustecken. "Zeit für Entdeckungen" heißt die Broschüre mit vielen Angeboten, die speziell für die sensible Landschaft eines Biosphärenreservates ausgearbeitet worden sind. Das heißt, sie sind nicht spektakulär, stehen dafür aber in bestem Einklang mit Natur und Umwelt.

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