Küsten, Kühe, Kunst

Le Havre · Eine Autostunde hinter Paris beginnt die Normandie. Sie bietet wunderbar wilde Steilküsten, breite Sandstrände, üppig grüne Landschaften, über 300 Klöster und viel Kultur. Und das nicht nur in den Städten wie Rouen, Le Havre oder Caen, sondern auch in den Badeorten und auf dem Land.

 Viele ließen sich schon von den Kreidefelsen von Étretat inspirieren. Auch Impressionist Claude Monet malte hier. Foto: Jean-Luc Faisans/Wiki/GFDL

Viele ließen sich schon von den Kreidefelsen von Étretat inspirieren. Auch Impressionist Claude Monet malte hier. Foto: Jean-Luc Faisans/Wiki/GFDL

Foto: Jean-Luc Faisans/Wiki/GFDL

Um es gleich vorweg zu nehmen: Der spektakuläre Klosterberg Mont St. Michel am äußersten westlichen Zipfel der Normandie ist eines der berühmtesten und meistbesuchten Bauwerke Frankreichs. Aber die Normandie macht viel mehr aus. Wem massentouristische Ziele nicht liegen, wird sich im Land der Nordmänner - so nannte man die Wikinger, die den Landstrich ab dem neunten Jahrhundert eroberten - auch ohne einen Abstecher dorthin wohlfühlen. In der Normandie gibt es viel zu entdecken.

Weltkulturerbe Le Havre

Zum Beispiel die auf den ersten Blick spröde Stadt Le Havre . Knapp zwei Stunden fährt man mit dem Zug von Paris dorthin. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt zu 90 Prozent zerstört, in den 1950er Jahren dann wieder aufgebaut, nach den Plänen von Auguste Perret. Er schuf sechsgeschossige Wohnblocks aus hellen, normierten, in Massenproduktion gefertigten Stahlbeton-Platten mit hochmodernen Wohneinheiten an breiten, lichten Boulevards. Heute zählt seine bahnbrechende Architektur und Stadtplanung zum Weltkulturerbe, mit dem Le Havre , sechstgrößter Hafen Europas, um Touristen wirbt.

Weiter geht es mit dem Auto in nördliche Richtung nach Étretat an der Alabasterküste mit ihren spektakulären weißen Kalkklippen, die viele Künstler inspirierten. Auch Claude Monet malte am Strand des pittoresken Badeortes.

Gastgeber André in der entzückenden Frühstückspension Villa Les Hortensias begleitet Besucher auf den Aussichtspunkt am Kliff von Aval. Im Sommer und bei gutem Wetter strömen viele Pariser nach Étretat, erzählt er. In der Nebensaison allerdings wirkt der Ort verschlafen. Von hier aus können Schwindelfreie auf einem spektakulären Küstenwanderweg bis nach Fécamp und weiter nach Dieppe wandern.

Gegenüber von Le Havre liegt das Städtchen Honfleur. Vorbei an Kühen auf saftig grünen Wiesen, gesäumt von kleinen Wäldern geht es über die "Pont de Normandie", die längste Schrägseilbrücke Europas. Hier und da passiert man ein kleines Dorf mit den typisch normannischen robusten grauen Steinhäusern. Sie trotzen schon lange der oft rauen Witterung. Honfleur an der Mündung der Seine in den Atlantik war jahrhundertelang der wichtigste Hafen der Normandie. Heute ist das mittelalterliche Städtchen mit seinem alten Hafenbecken, den engen Gassen und den vielen Galerien ein Hauptziel.

Monet und seine Freunde

Hier und in anderen Küstenorten trafen sich im 19. Jahrhundert viele Künstler, darunter Claude Monet und seine Impressionisten-Freunde. Fasziniert von den dramatischen Lichtverhältnissen der Normandie, malten sie im Freien. Zum Beispiel die Klippen von Étretat, die Holzplanken-Promenade am Sandstrand des mondänen Belle-Epoque-Badeortes Deauville oder eben den pittoresken Hafen von Honfleur, wo man sich in der "Ferme Saint Siméon" - heute ein wunderschönes Fünf-Sterne-Hotel mit Blick über die Seine-Mündung - zum Feiern und Malen traf.

Der Superstar der Impressionisten , Claude Monet , lebte in der Normandie, zuletzt in Giverny an der Seine, etwa eine Stunde Fahrt entfernt von Paris. Sein Haus mit dem berühmten Seerosen-Teich-Garten zählt zu den Höhepunkten eines Besuches. Zugegeben, man drängelt sich dann mit anderen Monet-Fans auf dessen berühmter japanischer Brücke, aber es lohnt sich.

Die Stadt Rouen an der Seine mit ihren restaurierten Fachwerkzeilen gilt als normannische Hauptstadt. Ihre Kathedrale malte Monet zu allen möglichen Tageszeiten. Jeden Abend um 23 Uhr spielt sich auf ihrer Fassade eine Licht- und Soundinstallation ab, derzeit zum Thema Impressionismus. In Rouen wird Geschichte lebendig: Hier starb die berühmte Jeanne D'Arc 1431 auf dem Scheiterhaufen. Und hier soll das Herz von Richard Löwenherz begraben sein.

Zum Thema:

Auf einen Blick Die Normandie erinnert mit einem Festival und vielen Ausstellungen bis 26. September an "ihre" Impressionisten . esb normandie- impressioniste.fr normandie-urlaub.com

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