Von Weimar bis Berlin Unterwegs zu den Spuren des Bauhauses

Weimar · Einrichtungen in ganz Deutschland zeigen zum 100. Jubiläum der Gestalterbewegung, was diese hinterlassen hat.

 Weimar

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Foto: SZ/Steffen, Michael

Einfache Siedlungsbauten mit bezahlbaren Wohnungen: Das ist Bauhaus. Aber auch schicke, schlichte Einzelvillen, noch heute begehrte Designerlampen und -möbel, Türklinken sowie Pfeffer- und Salzstreuer. Das Bauhaus wollte nach dem Ersten Weltkrieg neue Lebensverhältnisse für Alle gestalten und bei der Lösung der sozialen Frage helfen. Was aus diesem Aufbruch in die sogenannte Neue Sachlichkeit geworden ist, zeigen viele Gebäude und Veranstaltungen in Deutschland unter dem Motto Bauhaus100.

Die älteste Sammlung mit Exponaten der Gestalterbewegung und das erste Musterhaus befinden sich in Weimar. Exakt 100 Jahre nach der Gründung des Bauhauses als Kunstschule in der thüringischen Stadt öffnet am 6. April der neugebaute dreistöckige Kubus des Bauhaus-Museums Weimar. Mit der Ausstellung „Das Bauhaus kommt aus Weimar“ macht die Stadt Goethes und Schillers klar, wo die Bewegung der Neuen Sachlichkeit ihren Ursprung hatte.

Eine Ausstellung im Neuen Museum Weimar widmet sich zudem der Architekturepoche der Moderne, die zum Bauhaus hinleitete. Geführte Spaziergänge zeigen zum Beispiel das streng geometrisch gestaltete Direktorenzimmer von Walter Gropius, dem Gründer des Bauhauses. Wie die Architekten und Inneneinrichter sich das Wohnen vorstellten, ist ab Mai im ersten Musterhaus von 1923, dem „Haus Am Horn“, zu sehen.

Sobald in Weimar die politische Rechte das Sagen hatte, entzog sie der fortschrittlichen Kunstschule die Gelder. Gropius verhandelte mit Frankfurt, entschied sich aber dann 1925 für Dessau als neuen Standort. Was dort vom Bauhaus zusammengetragen wurde, zeigt die Schau „Versuchsstätte Bauhaus“, mit der am 8. September das Bauhaus-Museum Dessau eröffnet wird. Im Stadtteil Roßlau können sich Besucher in den sogenannten Meisterhäusern umsehen, während eine Architekturführung in der Reihenhaussiedlung Dessau-Törten vermittelt, was das Bauhaus für bezahlbar und modern hielt.

Während das Bauhaus in Dessau noch experimentierte, zog Frankfurt unter dem Stadtrat Ernst May ab 1925 innerhalb von fünf Jahren 15 000 Wohnungen in 15 verschiedenen Siedlungen im Stil der Neuen Sachlichkeit hoch. Darunter die erste voll elektrifizierte Siedlung, die Römerstadt. Das Deutsche Architekturmuseum am Museumsufer macht vom 23. März bis 18. August mit den damals innovativen Konstruktionsprinzipien vertraut. Ein paar Häuser weiter zeigt das Museum für Angewandte Kunst ikonische Einrichtungsgegenstände wie die Türgriffe von Ferdinand Kramer. Ein komplett rekonstruiertes Haus lässt sich bei Führungen durch die Römerstadt besuchen. Was die Bewohner an den fast 100 Jahre alten Bauten heute schätzen und was sie vermissen, ist im Historischen Museum vom 16. Mai bis 15. September zu erfahren.

Ende der 1920er-Jahre entstand in Stuttgart die Weißenhofsiedlung. 17 Bauhaus-Architekten bestückten den Killesberg mit schnörkellosen Flachdachhäusern.  Dort zeigt das Doppelhaus des schweizerisch-französischen Architekten und Stadtplaners Le Corbusier in der einen Hälfte die Geschichte der Siedlung und in der anderen die Wohnverhältnisse in ihrer ursprünglichen Farbigkeit und Möblierung.

Die auch international einflussreiche Hochschule bestand als Bildungseinrichtung nur 14 Jahre, Berlin war ihre letzte Station. Die Nazis schlossen die Schule 1933, viele Lehrer gingen ins Ausland oder in die innere Emigration. Die größte Bauhaussammlung der Welt blieb aber in der Stadt. Daraus werden unter dem Titel „Original Bauhaus“ ab September in der Berlinischen Galerie 14 Objekte und ihre Geschichte gezeigt.

(dpa)
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