In der Stadt des Rattenfängers

Hameln · Vor über 700 Jahren folgten Hamelns Kinder angeblich einem unheimlichen Flötenspieler und verschwanden auf Nimmerwiedersehen. Heute lockt die alte Sage zahlreiche Touristen an, die hier durch die Gassen der prachtvollen Altstadt flanieren.

 Beim Rattenfänger-Freilichtspiel führt der Flötenspieler Kinder durch Hamelns Altstadt. Foto: Hameln Marketing und Tourismus Gmbh

Beim Rattenfänger-Freilichtspiel führt der Flötenspieler Kinder durch Hamelns Altstadt. Foto: Hameln Marketing und Tourismus Gmbh

Foto: Hameln Marketing und Tourismus Gmbh

"Es war einmal…" Mit diesen oder ähnlichen Worten beginnt mancher Erzähler seine Geschichte und nimmt uns mit in das Reich der Märchen und Legenden. Eine der bekanntesten Sagen rankt sich um die Stadt Hameln , wo im Jahr 1284 ein sonderbarer, mit einem bunten Rock bekleideter Mann auftauchte und den Leuten versprach, ihre Stadt für einen Lohn von den vielen lästigen Ratten zu befreien. So blies der Fremde schließlich seine Pfeife und lotste mit seinem Spiel die Tiere in die Wasser der Weser, wo sie ertranken.

Als es nun ans Bezahlen ging, weigerten sich die Stadtherren jedoch und jagten den Rattenfänger davon. Eine Tat mit Folgen. Denn der Spielmann kam wieder und rächte sich aufs Grausamste. Diesmal lockte er mit den Klängen seiner Flöte Hamelns Kinder, die ihm ins Gebirge folgten und dort spurlos verschwanden.

Diese Geschichte ohne Happy End machte Hameln weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt, und der mysteriösen Gestalt des Rattenfängers verdankt die niedersächsische Stadt ihre unzähligen Besucher.

Die Stadt Hameln liegt in der malerischen Natur des Weserberglands, dessen sanft geschwungene Hügel beide Ufer der Weser über viele Kilometer begleiten und Radfahrer wie Wanderer zu ausgedehnten Touren verleiten.

Hamelns größter Schatz dürfte aber seine Altstadt sein - ein farbenprächtiges Architekturensemble, ein Gesamtkunstwerk, das vom einstigen Erfolg einer ausnehmend wohlhabenden, mit dem Landadel konkurrierenden Kaufmannschaft kündet. Gepflasterte Straßen, Gassen und Plätze bieten da die Bühne für ein stattliches Aufgebot jahrhundertealter Bauten aus Sandstein und Fachwerk.

Beim Gang durch die historische Innenstadt werden viele Besucher ihr Herz entdecken für den typischen Baustil der Region und ein ums andere Mal stehen bleiben, um die reich gegliederten Fassaden zu bewundern. Im gesamten Weserraum begegnet man jener Architekturform, die die Bezeichnung "Weserrenaissance" trägt und das Gesicht des alten Hamelns in hohem Maße prägt. Entstanden im 16. und frühen 17. Jahrhundert, schmücken neben Erkern Masken, Inschriften, Wappen und weiterer Zierrat die Sandsteinbauten, wobei neben Rattenfänger-, Dempter- und Leisthaus das Hochzeitshaus zu den wichtigsten Beispielen der Weserrenaissance zählt. Letzteres trägt seinen Namen nicht ohne Grund, denn gut hundert Jahre lang diente es der Bürgerschaft als Fest- und Feierhaus, und im großen Festsaal im ersten Obergeschoss wurde manche Eheschließung ausschweifend begossen. Heute findet sich hier dreimal am Tag reichlich Publikum ein, wenn sich nämlich in der Fassade ein Tor öffnet und zum Glockenspiel die Figuren der Rattenfängersage heraustreten, um ihre Geschichte zu erzählen.

Das Thema der verloren gegangenen Kinder scheint auf ewig mit der Stadt verbunden - ein roter Faden, der sich bis in die Gegenwart spinnt. Man kann ihm folgen bei einem Besuch im Museum Hameln , das spannende und teilweise auch traurige Ereignisse der Stadthistorie wiederbelebt und mit dem mechanischen Rattenfänger-Theater Hamelns berühmte Sage auf seine Art interpretiert.

Und auch bei mehreren kulinarischen Spezialitäten wird das Thema bemüht. Wie beispielsweise im Rattenfängerhaus, hinter dessen gastlichen Mauern ein Restaurant Spezialitäten wie "Flambierte Rattenschwänze" oder den sogenannten "Rattenkiller", einen Kräuterlikör, auftischt.

Zum Thema:

Auf einen BlickHameln ist eine große selbständige Stadt in Niedersachsen südwestlich von Hannover. Sie hat rund 56 000 Einwohner. Die Sage vom Rattenfänger wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und gehört in vielen Länder zum Schulstoff. redhameln.de

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